Witziges und geistreiches Kultbuch der 1980er Jahre, immer noch aktuell

Der „Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“, der mit seinen Nachfolgebänden (bis „Mostly Harmless“) im Zeitraum von 1979 bis 1992 erschien, ist inzwischen zu einem Kultbuch geworden. Durch seine lebendigen Dialoge, seinen Witz und seine geistreichen Einfälle hat es sich diesen Platz mit Recht erobert, und viele seiner Motive sind mittlerweile zu Urbildern der Popkultur geworden. Allein deshalb schon lohnt die Lektüre.

Die Lebendigkeit des Buches verdankt sich offenbar dem Umstand, dass es zunächst als Radiohörspiel an den Start ging, bevor es zum Buch wurde, was man den Dialogen heute noch ansieht. Diese Lebendigkeit nimmt mit dem dritten Buch spürbar ab; man sollte dennoch weiterlesen. Der Witz des Hitchhiker’s Guide lässt sich teilweise als zeittypischer Witz im Stil von Monty Python beschreiben. Oft sind es aber verrückte Koinzidenzen und das unerwartete Zusammenlaufen von Handlungssträngen, die den Witz ausmachen. Teilweise arbeitet das Buch mit Wiedererkennungseffekten beim Leser, die entweder einen komischen Zusammenhang herstellen, oder aber den Leser geschickt an der Nase herumführen. Zahlreiche running gags sind das Salz in der Suppe, darunter vor allem Marvin, the paranoid Android. Nicht zuletzt wurden zahlreiche Anspielungen an unsere irdische Alltagswelt in den Text eingebaut: Ob US-Präsidenten, Getränkeautomaten, Restaurantrechnungen, Partyverhalten, Umweltschützer, Philosophen, Psychiater, Polizeigewalt, Bahnhofsrestaurants, Bürokratie, globale Firmen, Journalisten, die Russen, Verlagswesen, Demokratie, Religion oder Klimaanlagen – alle nur erdenklichen Klischees werden treffsicher durch den Kakao gezogen.

Ein Grund für die Beliebtheit des Buches dürften seine philosophischen Überlegungen sein. Diese führen alles komplexe oder gar religiöse Denken teilweise mit Recht ad absurdum und setzen auf die einfache Botschaft, dass man nett zueinander sein sollte. Letzte Fragen, der Sinn des Lebens – all das löst sich gewissermaßen in Wohlgefallen auf. Das Buch überrascht auch mit physikalischen Gedankenspielen, die halb ernst, halb verulkt sind, darunter Zufall, Relativität, Vieldimensionalität und Zeitreisen. Ebenso gekonnt werden Sprachspiele und originelle Wortschöpfungen eingebaut, und im Zusammenhang mit Zeitreisen sogar neue Zeitformen der Sprache entwickelt. Ebenfalls im Zusammenhang mit Zeitreisen wird die Überlieferung alter Texte thematisiert.

In vielen Punkten ist das Buch immer noch erstaunlich aktuell. Getränkeautomaten und Klimaanlagen scheinen sich seit den 1980er Jahren nicht mehr weiterentwickelt zu haben. Aber es gibt auch Anspielungen, die in Richtung von Entwicklungen deuten, die erst nach dem Erscheinen der Bücher Wirklichkeit wurden. Das Sub-Etha Netz erinnert stark an das Internet. Die Aufforderung des Getränkeautomaten, seine Erfahrungen mit seinen Freunden zu teilen, lässt an facebook denken. Das Flex-O-Panel im Handgelenk von Random könnte man fast als Smartphone durchgehen lassen.

Für manche ist dieses Buch gewissermaßen zur „Bibel“ geworden. Man kann es damit aber auch übertreiben. Das Buch ist natürlich einem eher linksliberalen politisch-weltanschaulichen Spektrum zuzuordnen. Ob es wirklich so einfach ist, die großen Fragen dadurch zu beantworten, dass wir die bisher gefundenen Antworten einfach wegwerfen und uns nicht mehr kümmern, sondern einfach nur „leben“ (wie denn?), ist doch sehr die Frage. Es gibt auch eine ernste Schicht im Leben und Konflikte, die durch Monty-Python-Humor nicht wegdiskutiert werden können. Schließlich kommt dem Leser die damals gegen den US-Präsidenten Ronald Reagan gerichtete Kritik ein wenig fade vor, wenn man bedenkt, dass man den immer selben Aufguss bei jedem neuen republikanischen US-Präsidenten zu hören bekommt, während demokratische US-Präsidenten, von denen nicht zu erkennen gewesen wäre, dass sie auch nur um einen Deut klüger gewesen wären, zum „besten Präsidenten aller Zeiten“, oder gleich zum „Messias“ erklärt werden (von Leuten, die im Sinne des Hitchhiker’s Guide von Religion angeblich nicht so viel halten). Das aber nur am Rande, denn es trübt die Witzigkeit und Spritzigkeit des Leseerlebnisses nicht wirklich.

Besonders im letzten Buch wird auch die Frage nach der Identität behandelt. Eine Tochter, die ohne Anteilnahme von Vater und Mutter aufwuchs, und die die Erde nie gesehen hat, weiß nicht, wohin sie gehört. Ein Drama. Außerirdische, die ihr Gedächtnis verloren haben, und die ihr kulturelles Vakuum mit unserer Fernsehsubkultur füllen. Und Arthur Dent sehnt sich nach einem Planeten, auf dem die Bewohner … so aussehen wie er. Natürlich ist das ein liebenswerter Gedanke, aber man fragt sich, ob das linksliberale Milieu von heute noch in der Lage wäre, das zu erkennen, und die Aussage nicht auf der Goldwaage des aktuellen Zeitgeistes als rassistisch zu verdammen.

Evtl. empfiehlt es sich, im Anschluss das Buch „Philosophy and the Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“ von Nicholas Joll u.a. zu lesen, das den angerissenen Fragestellungen nachgeht und ihnen etwas mehr Tiefe verleiht.

Bewertung: 5 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 28. Februar 2019)