Monat: April 2025

Kai Meyer: Das Haus des Daedalus (2000)

Ärgerlich: Autor verschenkt großartigen Ansatz

Eigentlich hat das „Haus des Daedalus“ (auch: die „Vatikan-Verschwörung“) alles, was eine erstklassige historische Schnitzeljagd im Stile Dan Browns braucht: Geradezu genial der Einfall, dass die Carceri-Stiche von Piranesi keine Phantasiebilder sind, sondern eine verborgene Unterwelt zeigen, die es wirklich gibt. Selten war ein Historien-Thriller so gut und so glaubwürdig in der Historie verankert! Der Geheimbund der Bewacher des Zugangs zur Unterwelt und seine verschiedenen Charaktere ist ebenfalls glaubwürdig. Die Parallelhandlung der Kapuzinermönche war gelungen und kreuzt sich gut mit der Haupthandlung. Kai Meyer schafft es auch, eine Spannung aufzubauen, die sich immer weiter steigert. Er versteht es, mit der Erwartung des Lesers zu spielen, die bei jedem neuen Puzzleteil neu darüber nachdenkt, wie sich am Ende alles zusammenfügen könnte. So viele Hinweise werden gegeben: Die endlose Treppe in die Tiefe. Das Getrappel von Hufen. Verbrennungen. Fußspuren an der Decke. Licht lockt „es“ an. Ein mattes Leuchten aus der Tiefe. Dass auch ein wenig Esoterik mit hineinzuspielen scheint (schleichende Labyrinthisierung der Stadt Rom), stört ausnahmsweise überhaupt nicht, und auch das könnte immer noch eine natürliche Erklärung haben.

Doch dann … ist das Buch plötzlich zu Ende!

Die Protagonisten sind nicht in die Unterwelt hinabgestiegen! Sie haben es nur bis zum obersten Treppenabsatz geschafft. Ob es dort unten wirklich wie auf den Stichen von Piranesi aussieht, erfährt man überhaupt nicht! Ob der Stier tatsächlich ein Minotaurus ist, und wie er dort unten Jahrtausende überleben konnte, bleibt offen. Das feurige Flügelwesen und der „Geist“ grenzen dann wieder ans Esoterische, diesmal leider störend.

Kai Meyer hat hier einen grandiosen Ansatz verschenkt!

Selbstverständlich hätten die Protagonisten in die Unterwelt hinabsteigen müssen. Das, was Piranesi auf den Stichen gezeigt hatte, hätte in die Handlung einfließen müssen. Für den Stier hätte es eine plausible Erklärung geben müssen, z.B. dass es Daedalus gelang, eine Dampfmaschine zu konstruieren, die sich selbst am Laufen hält, und auf Licht und Geräusche reagiert. Auch das Flügelwesen hätte auf diese Weise zur Not gerade eben noch erklärt werden können. Wie üblich hätte es einen Showdown in der Unterwelt geben müssen, der durch einen Wissensvorsprung über Piranesis Stiche entschieden wird. Es hätte sich alles aufgelöst, und am Ende hätte man ja die Höhlen einstürzen lassen können.

Aber nichts davon. Es ist, wie wenn man gezwungen würde, eine spannendes Buch nach zwei Dritteln aus der Hand zu legen … – das Spiel mit Erwartungshaltungen macht noch kein gutes Buch: Wer Erwartungen weckt, muss sie auch befriedigen können. Es ist kein akzeptabler Stil, am Ende alles in der Schwebe zu lassen.

Ebenfalls störend waren zahlreiche Rückblenden zu Ereignissen in der Zeit vor der Romanhandlung. Man hatte am Anfang ständig das Gefühl, dass man den zweiten Band einer Serie liest, den man vielleicht nur dann richtig verstehen könnte, wenn man zuvor den ersten Band gelesen hat. Doch es gibt keine Serie und keinen Vorgängerband.

Bewertung: 3 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 23. Februar 2015)

Nero Campanella: Wie ich unsterblich wurde (2023)

Fingerübung eines Schriftstellers

Die halb literarische, halb autobiographische Figur Brinus vom Schrock, 50, entstammt der saarländischen Bohème, in der er auch versumpft ist, mit Alkohol, Kumpels, allerlei Substanzen, Masturbation, Huren, viel Schmutz und Rotz und einer Menge ungesunden „Abenteuern“ zwischen Tresen und Toilette. Eines Tages bekommt er durch einen Ex-Kumpel, der es vom verkrachten Marxisten zum SPD-Funktionär geschafft hat, ein Künstlerstipendium für einen Aufenthalt auf dem brandenburgischen Schlossgut Wiepersdorf.

Das Schlossgut gibt es wirklich, und es dient tatsächlich als Refugium für Schriftsteller und Künstler aller Art, gesponsert vom Steuerzahler. Es hat eine gut gemache Webseite, auf der man es sich in aller Ausführlichkeit ansehen kann: Sehr schön!

Der Roman reflektiert autofiktional das eigene Tun: Der Schriftsteller erzählt also, wie er nach Schloss Wiepersdorf kommt, wo er mit allerlei seltsamen Künstlern zusammenlebt. Es stellt sich schnell heraus, dass keiner dieser Künstler wirklich etwas vorzuweisen hat, ganz wie Brinus vom Schrock selbst. Alle sind gescheitert, spießig und insgeheim spinnert, und alle singen das politisch korrekte Lied des „linksliberalen“ Zeitgeistes. Nur ausgerechnet eine Lesbe nicht. Und Brinus vom Schrock auch nicht, der sich dadurch schnell unmöglich macht. Der Stil des Buches ist respektlos und zynisch: Brinus vom Schrock hat zwar manchen Durchblick durch die Kulissen der Welt, der immer wieder erfrischend ist, doch zu einer konstruktiven Bewältigung reicht es nicht.

„Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Künstler, psychologisch gesehen, Streber mit schlechten Noten waren, die sich nur auf kreativen Umwegen den Autoritäten andienten, um ein paar Krümel Wichtigkeit von der Tafel der Geschichte aufzuschnappen, dann wäre er mit diesem Betroffenheitsgekusche um mich herum soeben geliefert worden.“ (S. 107)

Der Roman hechelt verschiedene Situationen und Themen durch: Die Saarbrücker Bohème, die brandenburgische Provinz, politische Korrektheit, peinliches Ertapptwerden, schmarotzende Künstler, politischer Filz, Spießertum, Sex, Drogen aller Art und ihre Folgen, Hegel, ein Traumkapitel, das Sterben eines Freundes (das stärkste Stück im ganzen Buch), die Begegnung mit einem Literaturagenten, die Frage nach der Glaubwürdigkeit eines religiösen Glaubens, das Verschwinden des belesenen Bildungsbürgertums, u.v.a.m.

Fazit

Alles in allem bietet das Buch eine Reihe von gelungenen und teils witzigen Stücken, doch es ist kein ganzes, es bleibt Essay. Am Ende bleiben Verlust, Peinlichkeiten und Scheitern eines wenig erfolgreichen Lebenskünstlers. Das allerdings wird literarisch gut aufbereitet. Es ist die Fingerübung eines Schriftstellers, nur die Generalprobe, nicht das eigentliche Werk.

Bewertung: 4 von 5 Sternen.

Heinrich Heine: Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland (1834)

Anregende und wirkmächtige Geistesgeschichte Deutschlands

Heinrich Heines „Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland“ von 1834/5 ist aus mehreren Gründen absolut lesenswert: Zum einen, weil es eine sehr persönliche Sicht auf den Verlauf der Geistesgeschichte in Deutschland bietet, die durch Ehrlichkeit, Individualität und Offenheit überzeugt. Hier geht es nicht darum, Objektivität vorzutäuschen, sondern hier sagt jemand seine Meinung, und der Leser ist zum Selberdenken aufgefordert. Auch dort, wo man die Darstellung für zu oberflächlich und einseitig hält, hat Heine doch immer einen guten Punkt getroffen. Heine hat hier einige Einsichten mit Worten geprägt, die fast zu Sprichworten geworden sind.

Zum anderen sollte man dieses Buch deshalb lesen, weil es von vielen gelesen wurde, und ein Bild der deutschen Geistesgeschichte erzeugt hat, das von vielen geteilt wird. Auch und gerade, weil es auch Fehler hat, sollte man um die Wirkmächtigkeit dieser Irrtümer wissen. Schließlich ist Heines Werk aber auch ein Zeitdokument, das einem die Augen öffnet, wie die Dinge in den damaligen Zeiten gelaufen sind – und wie sie wohl zu allen Zeiten laufen bzw. laufen könnten.

Für Heinrich Heine mündet die Reihe Kant, Fichte, Schelling, Hegel in Pantheismus, in „Naturphilosophie“. Im Pantheismus, in der Romantik, lebt auch das alte Germanentum wieder auf, während die Juden als „Schweizergarde des Deismus“ nicht in das pantheistische Bild passen. Heine weiß, dass in der Naturphilosophie auch Gefahren liegen: Das Wiederaufleben der „Berserkerwut“ des Germanentums aus „tausendjährigem Schlummer“. Man meint, eine Prophezeiung auf Marx und Hitler zu lesen.

Hier gibt es eigentlich keinen Grund für Optimismus und Fortschrittsglaube. Es ist unverständlich, wie Heine den Gang der Geistesgeschichte einschließlich ihrer Gefahren so beschreiben kann, aber dann relativ optimistisch dabei ist. Heine hätte hier die Frage nach einer besseren Alternative stellen müssen. Aber das tut er nicht. Heine scheint vielmehr im Ganzen recht einverstanden zu sein mit der „Naturphilosophie“. Die Gefahren scheint er nicht ernst zu nehmen.

In diesen Zusammenhang muss wohl auch die Aussage Heines eingeordnet werden, dass er das Christentum selbst dann noch erhalten wollte, wenn der Glaube geschwunden ist. Das ist eine sehr unphilosophische Aussage. Hier wird deutlich, dass Heine selbst kein ganz klarer Kopf ist. An anderer Stelle äußert er, wie ihm unwohl ist, wenn Kant Gott seziert; damit zeigt er eine unphilosophische Religiosität. Von diesem Punkt aus lassen sich Heines Irrtümer und Fehlurteile verstehen.

Hierher gehört wohl auch, dass Heine seinen eigenen Fortschrittsoptimismus ein wenig relativiert, ohne ihn im Kern zu hinterfragen. Man kann sicher sein, dass Heine vor ideologischem Handeln und Fanatismus zurückgeschreckt wäre. Aber Heine mäßigt seinen Optimismus nur, statt dass er ihn grundsätzlich hinterfragt. Auch hier wird die Gefahr von Heine gesehen, aber kleingeredet. Eine bessere Alternative zum naiven Fortschrittsoptimismus wird nicht gegeben. Heine ist ganz offenkundig fasziniert von dem Neuen und will daran nur das vermeintlich Gute sehen. Heinrich Heine ist einer der ersten, die die Greuel von Kommunismus und Nationalsozialismus vor lauter Faszination nicht sehen wollten – wenn auch nur auf einer theoretischen Ebene.

Die Aufgabe des modernen Lesers ist es, sich dieser Faszination Heinrich Heines zu entziehen, und bessere Alternativen zu suchen.

Interessant die Aussagen über das deutsche Wesen: Methodisch, gründlich, langsam, auch im Hass, und mit einer Wirkung aufgrund der Gedankentiefe, die die Welt erschüttern wird. Die Deutschen sind generell langsam, wenn sie aber einmal eine Bahn eingeschlagen haben, verfolgen sie diese bis zum Ende.

Ein Irrtum ist u.a. die Auffassung, dass es eines Luthers bedarf, um etwas zu bewegen, und dass ein Erasmus und Melanchthon es allein nicht geschafft hätten. Denn Heine selbst spricht später davon, dass Kant und seine Nachfolger eine Wirkung entfalten würden, gegen die die französische Revolution nichts sei.

Bewertung: 3 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 29. August 2014)

Jane Austen: Stolz und Vorurteil (1813)

Die hohe Schule des menschlichen Beziehungsreigens

In diesem Buch gibt es keine eigentliche Handlung: Kein Kriminalfall wird gelöst, kein Schatz wird gesucht, keine Schlacht wird geschlagen, kein politisches Ziel wird erkämpft, keine Länder werden entdeckt, keine Theorie aufgestellt, kein Buch geschrieben, kein Geschäft gemacht. Es passiert das ganze Buch über nichts nennenswertes an Handlung, absolut gar nichts! Das ganze Buch handelt ausschließlich von den Charakteren seiner Akteure und wie sich deren Beziehungen untereinander entwickeln. Wer liebt oder hasst wen, wer redet und denkt gut oder schlecht über wen, wer verbindet oder löst sich miteinander bzw. voneinander, wer tanzt mit wem, wer bespricht sich mit wem, wer sucht Trost bei wem, wer besucht wen, wer schreibt wem welche Briefe, usw. usf.

Jane Austen vermag es, in die typischen Denkweisen der Menschen in Beziehungsdingen hinein zu sehen: Was man typischerweise vermutet, erwartet, plant, hofft, fürchtet usw. Wie sich Dinge zufällig wenden, wie sie sich typischerweise wenden. Jane Austen kommt damit dem Menschlichen näher als oberflächliche Literatur. Bei aller britischen Förmlichkeit zeigt sich doch das allzu menschlich Menschliche überall, das auch heute noch unverändert überall bei jedem in der ein oder anderen Weise zu beobachten ist. Wenn man Lebenserfahrung hat, kann man sagen: So ist es. Wenn man sie noch vor sich hat, kann man noch etwas lernen.

Fast schon philosophisch wertvoll ist die dramatische Wendung im Zentrum der Geschichte: Die Erkenntnis von Eliza, wie sie sich gründlich irrte, und ihre Bestürzung darüber. Man kennt die Welt nicht, solange man sich nicht bodenlos geirrt hat. Erst dies verschafft die richtige Skepsis und das tiefere Nachspüren.

Bewertung: 5 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 01. März 2012)

Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens – Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (2016)

Religion als Ursprung des Westens? No way!

Winkler baut die Entwicklung des Westens ganz auf Judentum und Christentum auf. Die Antike kommt bei ihm erst durch Hellenismus und römische Kaiserzeit ins Spiel, wegen des frühen Christentums. Stoische Philosophie ist bei ihm Beiwerk am Rande der eigentlichen Entwicklung, und fällt praktisch „vom Himmel“, ihre Herkunft bleibt tatsächlich unerwähnt. Platon, Aristoteles, Cicero: Kein Wort von ihnen.

Damit übergeht Winkler den wahren Wurzelgrund des Westens: Die griechisch-römische Antike! Es waren die griechischen Philosophen, die die erste Aufklärung in Gang brachten und humanistisches Gedankengut entwickelten. Der Aufstieg des Christentums drehte diese antike Aufklärung erst einmal wieder zurück und es folgte die dunkle Zeit des fundamental-religiösen Mittelalters. Die Religionen bedienten sich immer mehr an den antiken Denkern, und bauten sie in ihre Theologien ein, bis das antike Denken aus dem Schatten der Religion heraustreten konnte. Erst als man wieder begann, das antike Denken selbst und eigenständig zu entdecken, endete das Mittelalter und eine neue Aufklärung begann. Religionen wie das Christentum waren nicht die Quelle der Aufklärung. Es waren nicht die Religionen, die Demokratie und Menschenrechte hervorbrachten, sondern die Religionen mussten erst mühsam lernen, dass ihre religiöse Lehren mit Demokratie und Menschenrechten vereinbar sind. Das ist nicht antireligiös gemeint: Religionen können an der Aufklärung teilhaben und sie sich zu eigen machen, und so ihre Wahrhaftigkeit steigern, aber dass Aufklärung und Humanismus aus Religionen hervor gegangen wären, ist historisch einfach nur falsch.

Winkler sieht im Monotheismus den Anfang des Westens. Es ist jedoch grundsätzlich die Frage, ob der Monotheismus der traditionellen Religionen wie Judentum und Christentum wirklich einen entscheidenden Beitrag zur Entstehung des Westens geleistet hat. Griechenland und Rom jedenfalls waren polytheistische Gesellschaften, und sie waren es, die Aufklärung und Humanismus hervorbrachten. Den „philosophischen Gott“ der griechischen und römischen Philosophen mit dem Gottesbegriff der traditionellen Religionen gleichzusetzen und deshalb zu behaupten, der Monotheismus sei eine Grundlage des Westens, ist jedenfalls unzulässig. Nebenbei: Es ist auch sachlich falsch, eine direkte Verbindungslinie vom Monotheismus eines Pharao Echnathon zum Monotheismus des Judentums zu ziehen. Sie entstanden zwar beide aus demselben von Winkler richtig benannten, politischen Grund, jedoch mit großer Sicherheit völlig unabhängig voneinander.

Das Fundament von Winklers „Westen“ wird fundamental-religiösen Menschen sehr gefallen. Aber bereits ein aufgeklärt-religiöser Mensch wird sich über dieses Werk höchst verwundern müssen. Das Buch erscheint auch etwas simpel geschrieben. Gutwillige Rezensenten nennen es „flüssig geschrieben“. Ein klarer, einfacher Stil muss kein Fehler sein, aber wenn man komplizierte Themen mit allzu wenigen Strichen zu zeichnen versucht, gerät es zur Karikatur. Soll das Buch weniger gebildete Leser ansprechen und für den „Westen“ gewinnen? Fast könnte man meinen, das Buch würde sich bewusst an einfach gestrickte religiöse Menschen wenden, um sie für den „Westen“ zu gewinnen …

Der „Westen“ ist als Begriff zudem hochproblematisch und missverständlich. Denn die Sache, um die es geht, ist nicht für eine bestimmte Himmelsrichtung reserviert. Vielmehr geht es um Aufklärung und Humanismus, die überall aufblühen können. Demokratie und Menschenrechte sind für alle Menschen da, nicht nur für den Westen. Der Westen war nur schneller als andere.

Nicht alles an Winklers Denken ist falsch, es finden sich viele gute Einzelideen in einem teilweise recht seltsamen Rahmen eingespannt. Im Lauf der Lektüre fällt auf, dass Winkler Karl Marx am häufigsten zitiert. Es fällt schwer, Winkler einzuordnen. Welche verborgene Agenda hat er damit nur verfolgt? Welche politische Lobby freut sich über dieses Werk? Linke? Religiöse? Postmoderne Kulturrelativisten? Freimaurer?! Man ist ratlos. Winklers Werk muss als „eigenwillig“ im negativen Sinn eingestuft werden, es ist verkorkst und missglückt, so viele gute Einzelideen darin auch enthalten sein mögen. Wen immer Winkler überzeugen wollte: Mit diesem Buch stößt er nur ab.

Fazit

Heinrich August Winkler hat mit seiner „Geschichte des Westens“ ein seltsam verkorkstes Buch geschrieben, das den absonderlichen Versuch unternimmt, die Geschichte von Aufklärung und Humanismus ohne Platon, Aristoteles und Cicero zu erklären. Den wahren Ursprung des Westens verschleiert Winkler in einer unglaublich sträflichen Weise. Nein, so geht es nun einmal nicht. Deshalb schlechtestmögliche Note.

Bewertung: 1 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 21. Juli 2012)

Mark Adams: Meet me in Atlantis – My Obsessive Quest to Find the Sunken City (2015)

Masterpiece of a serious reality treasure hunt for Atlantis

Contrary to what most people think, it is not obvious that Atlantis was an invention by Plato. So, Mark Adams did the right thing and just started reading and travelling through world and history, hunting for clues, for possible Atlantis locations and for professional as well as amateur experts who could bring him closer to the truth. Since Mark Adams is open-minded and unprejudiced on the one hand side and on the other hand side armed with a very reasonable skepticism and – above all – with a good sense of humour, this book turns out to be an enjoyable and interesting trip. It reads almost like Dan Brown’s Robert Langdon hunting for the secrets of history – only this time, it is real: The clues are real, the possible locations are real, the informants are real, maybe even Atlantis turns out to be real?

The number of experts and amateurs on Atlantis, Plato, Pythagoras, mathematics, oceanography, vulcanology, history, archaeology, mythology, geophysics, and many other disciplines is enormous. Every time you think, that it would be nice if Mark Adams followed a track and visited a certain expert on a certain topic, he really follows this track in the very next chapter! This is a real search, no journalistic fake. We have to be very thankful to Mark Adams that he did this extensive journey acting on behalf of all of us who are interested in the opinions of all these experts.

Having obviously read a lot, and then talking to all these skeptics and searchers, Mark Adams piles up a huge amount of knowledge about Atlantis and possible interpretations, so that even I could still learn something here. But what is more, we also get to know the personalities of all these experts and amateurs, their motivations, their characters and their flaws. Mark Adams is a very good observer and able to ask the right questions in the right moment, and his interviews sometimes turn out to be excellent art pieces of literature as well as of psychology, and show a good sense of humour. This is surely „the“ book of our generation of Atlantis research and thus also a historically valuable work!

Only in the very last chapter the limits of Mark Adams become clear. He piled up a lot of valuable information about Atlantis, yet he did not think deeply into the topic. In a liberating jump into a simplistic solution, he falls for the idea that since the cosmology in Timaeus is full of Pythagorean numbers, the numbers in the Atlantis account have to be Pythagorean, too. No one could ever show this convincingly, there are no such regularities, beginning with „one, two, three“ at the beginning, where – obviously – „four“ is missing to the full Tetractys. Besides the fact, that all Pythagorean numbers in the cosmology are not meant to be symbolic, but real, which would be the only valid assumption for Pythagorean numbers in case of Atlantis, too.

So, Mark Adams simply declares all numbers in the Atlantis account to be invented by Plato, as well as the perfect concentric ring structure, and in an act of ludicrous desperation, Mark Adams thinks that all the characteristic features defining Atlantis could be found everywhere and thus are not of any importance. Mark Adams even has bought the idea that the Greek word „nesos“ (island) simply could mean anything. On the basis of this iconoclastic approach, Mark Adams declares Atlantis to be a fictional story, with only a small kernel of truth which bears no importance. It does not matter any more, if this kernel is real or invented. This historical kernel clearly does not deserve the name „Atlantis“. Mark Adams’s hypothesis is basically an invention hypothesis.

The reason for this failure is easy to see: Mark Adams’s competence is overstrained, he has no clear idea how Plato constructed his so-called „Platonic Myths“. Instead of a desperate iconoclasm he better had tried with historical criticism, which he himself reports to be mentioned (under another name) by Juan Villarias-Robles (p. 77 f.). He should have also better considered the words of K.T. Frost: „The whole description of the Athenian state in these dialogues seems much more fictitious than that of Atlantis itself.“ (p. 196) And he should have better not fallen into the traps of catastrophism, mythology, Neoplatonic symbolism and Pythagorean number games. With his simplistic solution, Mark Adams could also declare Egypt to be a mostly fictitious invention by Herodotus with only a small and unimportant historical kernel located in – for example – India.

Yet, we have to be fair: For a journalist and writer who did not work on the topic for decades, it is an achievement to have a clearly voiced opinion on Atlantis; most journalists like to hide behind nebulous statements, or declare Atlantis simply to be a full invention. Even more important than its end is Mark Adams’s book itself: Having read so much, having travelled through all these locations, and having interviewed all these persons is quite a feat and a valuable present to all interested in Plato’s Atlantis. This book is surely one of the best recommendations to all who want to get a glimpse into Atlantis research – with the everlasting caveat: You should read more than one book about Atlantis.

We have to correct some minor mistakes

pp. 13 f. Contrary to what most people think, there was no rivalry and no fundamental opposition between Plato and Aristotle. Only certain disagreements.

p. 20 „inscribed in Egyptian temples“: Not true. Plato talks only of texts which can be „taken at hand“ (Timaeus 24a), i.e. papyri. There could have been inscriptions, too, but Plato does not talk of them.

pp. 86 ff. „the Nazis“: Not true. Only certain National Socialists were interested in Atlantis, among them Heinrich Himmler, but Atlantis was never part of the general NS ideology. Adolf Hitler even mocked Atlantis searchers, and the tape records heavy laughter in the NS party audience.

p. 172 Plato favoured the military state Sparta: Not true even in a double sense. Before Plato changed his mind on politics in the Laws, he favoured a „closed“ society in the Republic. After Plato changed his mind in the Laws, he favoured a more „open“ society, and liked the Spartan principle of a constitutional „balance of power“.

p. 182 „Thorwald Franke believes Sicily was the original inspiration for Atlantis“. Not exactly true, if strictly speaking. Thorwald Franke is convinced that Sicily really was Atlantis, and he is still elaborating this idea.

p. 195 Papamarinopoulos: „In the Republic Plato presents an imaginary Athens“. Not true, the imaginary state in the Republic is not related to Athens.

p. 215 Elizabeth Wayland Barber: Information can be passed down „orally and faithfully for up to thousands of years“. Surely not true, except for very very crude kernels of truth, yet never for detailed stories.

p. 277 Plato knew the circular harbour of Carthage: Not true, this harbour most certainly was built only after Plato’s death.

Index: At least two mentions of Aristotle are missing: pp. 174 f., p. 178.


Bewertung: 5 von 5 Sternen.
(Erstveröffentlichung auf Amazon am 23. März 2015)