Monat: April 2025

Margaret Atwood: Der Report der Magd (1985)

Ein moderner Klassiker der dystopischen Literatur

Margaret Atwoods „Report der Magd“ ist eine Dystopie, die eine post-moderne US-amerikanische Gesellschaft beschreibt, in der christliche Traditionalisten ein totalitäres Regime namens „Gilead“ errichtet haben. Insofern es eine Kombination aus christlich-traditionalistischen Elementen mit bekannten Elementen anderer totalitärer Regime ist, handelt es sich um das exemplarische Beispiel eines totalitären Staates. Dem Alten Testament verdankt sich die Praxis, dass sogenannten „Mägde“ Kinder für ihre unfruchtbaren Herrinnen empfangen und gebären müssen.

Aus der Ich-Perspektive einer solchen „Magd“ beschreibt Atwood die typischen Auswirkungen des Systems, wie wir sie auch von anderen literarischen Dystopien und authentischen Zeugenberichten aus realen dystopischen Staaten (Kommunismus, islamischer Traditionalismus, usw.) kennen: Die völlige Zurückgeworfenheit des Individuums auf sein Inneres, das traumatisierende Im-Kreis-Drehen der eigenen Gedanken, die Flucht in die Phantasie, das Klammern an alte Erinnerungen und an jeden Strohhalm der Hoffnung, die Erfahrung der Sinnlosigkeit des eigenen Daseins und der Gedanke an Selbsttötung, das Alleinsein und das Misstrauen gegenüber jedermann, die Angst und das völlige äußere Anpassen und willenlose Mitlaufen, das Abtöten aller Gefühle und Regungen, die Korruption und Verbiegung von Gefühlen wie Liebe und Vertrauen, schließlich auch das absurde Sich-Einrichten in einer kafkaesken Welt. – Zugleich bilden sich die üblichen informellen Strukturen, die die offizielle Ideologie unterlaufen: Ein Schwarzmarkt für verbotene Artikel wie Zeitschriften, Bücher, Alkohol oder Zigaretten, geheime Zusammenkünfte zwischen Mann und Frau, sogar ein Bordell für die höheren Funktionäre. All diese typischen Eigenschaften einer solchen Dystopie werden von Atwood in sehr eindringlicher Weise vor Augen geführt.

Anders als bei anderen Dystopien stehen bei Atwood die Frauen als Täter und Opfer im Mittelpunkt, weshalb manche von einer „feministischen Dystopie“ sprechen. Das Tun und Leiden der Männer in diesem System wird von der Autorin aber keineswegs vergessen. – Immer wieder wird das Wörtlichnehmen diverser Bibelstellen ad absurdum geführt, indem ihre Realisierung sehr konkret beschrieben wird. Ein kritisches Vaterunser wird formuliert.

In einigen Passagen klingt auch Kritik an manchen Zuständen in unserer modernen, freien Welt an: Der allzu oberflächliche und ignorante Umgang der Geschlechter miteinander, das Alleinsein alleinerziehender Mütter, eine Mode, die raubgierig und auf Beute aus ist, Enttäuschungen bei der Partnersuche und in der Ehe. Dass Atwood unsere Welt und unser Sozialleben in der Dystopie kritisch spiegelt, ist eine der Stärken dieses Werkes, die es über eine bloße Warnung vor totalitären Strömungen hinaushebt.

Zwei Kritikpunkte

Der Leser hat lange Zeit Schwierigkeiten zu verstehen, in welchem geschichtlichen und gesellschaftlichen Rahmen sich die Handlung abspielt, und was überhaupt passiert ist, dass es zu dieser dystopischen Gesellschaft kommen konnte. Wenn der Klappentext nicht einige hilfreiche Hinweise dazu gegeben hätte, hätte dies die Lektüre ernsthaft trüben können.

Die Errichtung einer christlich-traditionalistischen Dystopie in den USA nach einer atomaren Verseuchung ist ein etwas weit hergeholter Plot. Denn zum einen ist diese atomare Verseuchung, die viele Frauen unfruchtbar gemacht haben soll, ein Anlass, ein klein wenig Verständnis dafür aufzubringen, dass eine dergestalt bedrohte Gesellschaft drastisch auf eine demographische Katastrophe reagiert. Wie für alles in Atwoods Roman gibt es auch dafür historische Beispiele, etwa die Erlaubnis der höchst unchristlichen Vielehe in manchen deutschen Staaten nach der Entvölkerung ganzer Landstriche im Dreißigjährigen Krieg. Ohne den Aspekt der atomaren Verseuchung wäre die Absurdität einer christlich-traditionalistischen Dystopie klarer zutage getreten. Hier stehen sich zwei typische Themen Atwoods gegenseitig im Weg herum: Weniger wäre mehr gewesen.

Zum anderen ist der christlichen Rechten in den USA ein solches Vorgehen nicht zuzutrauen. Denn erstens hält die christliche Rechte die Verfassung der USA quasi für heilig. Das mag zwar manchmal holzschnittartige Formen annehmen, garantiert aber doch wesentliche Freiheiten. Und zweitens ist die christliche Rechte in den USA auch nicht so stark, als dass sie eine solche Machtübernahme bewerkstelligen könnte.

Man kann den Plot nur aus der Zeit der Entstehung des Romans und aus dem politischen Denken von Margaret Atwood verstehen: Für Margaret Atwood sind Dinge wie Atomkraft oder konservative Christen der leibhaftige Gott-sei-bei-uns. Das Tragische daran ist, dass diese allzu vehemente, unabgestufte, radikale Ablehnung von Andersdenkenden selbst wiederum in Gefahr ist, totalitäre Züge anzunehmen. Wir sehen heute die Gegenreaktion: Die Präsidentschaft von Donald Trump bedeutet weniger ein Erstarken der christlichen Konservativen als vielmehr einen Protest der gesellschaftlichen Mitte gegen eine kulturelle Hegemonie der Linksliberalen, die oft keinen Raum mehr für Andersdenkende lässt, und die kein Verständnis mehr für die Legitimität von rational oft höchst begründbaren Gegenpositionen aufzubringen vermag.

Dennoch ein Klassiker

Glücklicherweise spielen diese zeitbedingten Aspekte in Atwoods „Report der Magd“ nur am Rande eine Rolle. Atwoods Werk ist eine sehr überzeugende und geradezu exemplarische Darstellung der Zustände in einer dystopischen Gesellschaft jedweder Couleur und der conditio humana in einem solchen Regime. Deshalb hat dieses Werk das Zeug zum Klassiker, und in der Tat wird der „Report der Magd“ immer wieder völlig zurecht ein „moderner Klassiker“ genannt.

Bewertung: 4 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 18. Juni 2018 mit einer Bewertung von 5 von 5 Punkten)

Joachim Nikolaus Steinhöfel: Die digitale Bevormundung – Wie Facebook, X (Twitter) und Google uns vorschreiben wollen, was wir denken, schreiben und sagen dürfen (2023)

Einblick in die aktuelle Repression der Meinungsfreiheit

Joachim Nikolaus Steinhöfel ist ein Anwalt, der sich dem Kampf für die Meinungsfreiheit verschrieben und dadurch Berühmtheit erlangt hat. In zahlreichen Gerichtsverfahren durchleuchtete und durchkreuzte er die real existierenden Formen der Meinungsrepression in Deutschland. Die Verfahren und die Erkenntnisse, die Steinhöfel daraus gezogen hat, dokumentiert er in diesem Buch.

Grundsätzlich ist die Meinungsfreiheit in Deutschland und Europa tatsächlich in Gefahr. Die Meinungsfreiheit wird dabei nicht unbedingt offen und direkt, sondern indirekt und schleichend unterminiert. Ganz so, wie Karl Jaspers schon 1966 konstatierte: „Die Tendenz, eine Zensur auszuüben im Interesse der autoritären politischen Herrschaft, nimmt zu. Sie zeigt sich heute durch indirekte Maßnahmen.“ Auch, um die Systematik hinter den Einzelfällen zu erkennen, ist dieses Buch äußerst wertvoll. – Steinhöfel bringt u.a. folgendes zum Vorschein:

Die Plattformen

  • Große Plattformen wie facebook, Twitter (X), Google & Co. werden von linksorientierten CEOs und Machern beherrscht.
  • Die Meinungsfreiheit müsste auch auf diesen Plattformen gelten, da sie groß sind und das Feld des gesellschaftlichen Meinungsaustausches beherrschen, doch statt nach dem Strafgesetz wird mit schwammigen Begriffen wie „Hass und Hetze“ und mit einem „Hausrecht“ operiert.
  • Diese Plattformen zensieren gerne gemäß des vorherrschenden linken Zeitgeistes. Für den Moment bedeutet dies: „Rechte“ werden gegängelt, „Linke“ und Islamisten haben freie Bahn. Wenn der vorherrschende Zeitgeist dreht, kann es morgen schon wieder anders sein.
  • Schreckliche Doppelstandards werden sichtbar: „Linke“ dürfen oft etwas, was „Rechte“ nicht dürfen.
  • Teilweise wird auf Zuruf von Regierungen oder „linken“ pressure groups Zensur ausgeübt, völlig willkürlich und gegen jede demokratische Gepflogenheit.
  • Die Plattformen binden vom Staat per Gesetz gewollte „Faktenchecker“ ein, die Zensur ausüben, und zwar sichtlich einseitig.
  • Auf bloßen Verdacht hin werden zahllose Postings durch automatische Erkennung gelöscht; wiederhergestellt werden jedoch nur die Postings, gegen deren Löschung umständlich geklagt wurde. Alle anderen bleiben gelöscht.
  • Gegen Klagen wird der Rechtsweg von diesen Plattformen bis zum Geht-nicht-mehr ausgeschöpft, auch wenn es absurd ist. Offenbar, um die Gegenseite zu zermürben.
  • Sich selbst verstecken diese Plattformen vor dem rechtsuchenden Bürger häufig über Adressen in Irland u.a. Tricks.
  • Die Plattformen unterdrücken auch wichtige, wahlentscheidende Nachrichten, wie z.B. die von Hunter Bidens Laptop.
  • Zensiert werden auch völlig harmlose Dinge, wie Sheepworld-Karikaturen, Gemälde von Pieter Bruegel d.Ä. oder historische Zitate von Heinrich Heine.
  • In der Corona-Krise wurde alles zensiert, was nicht der vorgegebenen, staatlichen Linie entsprach.
  • Besonders unangenehm wird es – unter demokratischen Gesichtspunkten – wenn die Zensur alternative Medien trifft, wie z.B. die „Achse des Guten“ oder Julian Reichelt von Nius.

Die Gerichte

  • Es gibt tatsächlich nicht wenige Richter, die ihr Handwerk verstehen und gutes Recht sprechen. Das ist eine der guten Nachrichten dieses Buches.
  • Es gibt aber auch Gerichte, die inkompetent und voreingenommen urteilen. Das wird hier dokumentiert.

Der Staat

  • Politiker gehen als Minister gegen unliebsame Meinungen mit Anwälten vor. Dabei geht der Politiker kein Risiko ein, denn die Prozesskosten werden im Notfall vom Steuerzahler übernommen. Der beklagte Bürger oder Journalist jedoch trägt das volle Prozesskostenrisiko auf eigene Kosten.
  • Der Staat finanziert sogenannte „Faktenchecker“, d.h. regierungsnahe Organisationen, die per Gesetz in Plattformen als „Faktenchecker“ zum Einsatz kommen. Darunter so zwielichtige Organisationen wie Correctiv.
  • Das deutsche Netzwerkdurchsetzungsgesetz wird als verfassungswidrig entlarvt. Es wurde von zahlreichen autoritären Staaten kopiert. In Zukunft wird es den Digital Services Act DSA der EU geben, der noch schlimmer ist (mit „Trusted Flaggern“).
  • Der erste offiziell registrierte „Trusted Flagger“ in Deutschland ist die „Meldestelle Respect!“, deren Symbol ein roter Stern ist.
  • Eine entsprechende Organisation aus den USA ist Newsguard, die offenbar eng mit der Pharma-Lobby verbandelt ist und bis nach Deutschland hinein agiert.

Was fehlt

  • Nicht in diesem Buch besprochen wird der neue Majestätsbeleidigungsparagraph 188, nach dem völlig groteske Hausdurchsuchungen und Urteile gegen unbescholtene Bürger ergehen. Stichwort „Schwachkopf“.
  • Die Problematik von Upload-Filtern wird nicht thematisiert.
  • Ebenso fehlt der Schwenk der großen Plattformen durch den Kauf von X (Twitter) durch Elon Musk 2022 und durch den Amtsantritt von Donald Trump 2025. Hier wäre insbesondere die Rede von Mark Zuckerberg vom 07. Januar 2025 zu nennen, der ankündigte, in Zukunft keine Faktenchecker mehr zuzulassen, sondern auf mehr Freiheit und Selbstregulation zu setzen.
  • Auch weiterführenden Gedanken fehlen in diesem Buch: Letztlich hat sich in Deutschland und Europa eine Kaste von Politikern, Journalisten und anderen Linksliberalen herausgebildet, die dem eigenen Volk nicht mehr traut. Die deshalb auch den Grundgedanken der Demokratie gerne aushebeln möchte. Dazu muss vor allem die Meinungsfreiheit ausgeschaltet werden. Aber eine Demokratie verträgt sich grundsätzlich nicht mit der Herausbildung einer vom Volk abgehobenen Kaste.

Fazit

Wer die alternativen Medien über die Jahre aufmerksam mitgelesen hat, kennt fast alles schon, was Steinhöfel hier ausbreitet. Als Zusammenfassung, Überblick und dauerhafte Dokumentation für alle Zukunft ist das Buch hervorragend geeignet. Hinzu kommt das Lesevergnügen, denn Steinhöfel stellt die Fälle mit seinem ganz eigenen, trockenen Humor dar. Das Vorwort hat Henryk M. Broder geschrieben. Ein systematischer Überblick über alle Probleme mit sozialen Netzwerken ist das Buch aber nicht.

Bewertung: 4 von 5 Sternen.

Kai Meyer: Das Haus des Daedalus (2000)

Ärgerlich: Autor verschenkt großartigen Ansatz

Eigentlich hat das „Haus des Daedalus“ (auch: die „Vatikan-Verschwörung“) alles, was eine erstklassige historische Schnitzeljagd im Stile Dan Browns braucht: Geradezu genial der Einfall, dass die Carceri-Stiche von Piranesi keine Phantasiebilder sind, sondern eine verborgene Unterwelt zeigen, die es wirklich gibt. Selten war ein Historien-Thriller so gut und so glaubwürdig in der Historie verankert! Der Geheimbund der Bewacher des Zugangs zur Unterwelt und seine verschiedenen Charaktere ist ebenfalls glaubwürdig. Die Parallelhandlung der Kapuzinermönche war gelungen und kreuzt sich gut mit der Haupthandlung. Kai Meyer schafft es auch, eine Spannung aufzubauen, die sich immer weiter steigert. Er versteht es, mit der Erwartung des Lesers zu spielen, die bei jedem neuen Puzzleteil neu darüber nachdenkt, wie sich am Ende alles zusammenfügen könnte. So viele Hinweise werden gegeben: Die endlose Treppe in die Tiefe. Das Getrappel von Hufen. Verbrennungen. Fußspuren an der Decke. Licht lockt „es“ an. Ein mattes Leuchten aus der Tiefe. Dass auch ein wenig Esoterik mit hineinzuspielen scheint (schleichende Labyrinthisierung der Stadt Rom), stört ausnahmsweise überhaupt nicht, und auch das könnte immer noch eine natürliche Erklärung haben.

Doch dann … ist das Buch plötzlich zu Ende!

Die Protagonisten sind nicht in die Unterwelt hinabgestiegen! Sie haben es nur bis zum obersten Treppenabsatz geschafft. Ob es dort unten wirklich wie auf den Stichen von Piranesi aussieht, erfährt man überhaupt nicht! Ob der Stier tatsächlich ein Minotaurus ist, und wie er dort unten Jahrtausende überleben konnte, bleibt offen. Das feurige Flügelwesen und der „Geist“ grenzen dann wieder ans Esoterische, diesmal leider störend.

Kai Meyer hat hier einen grandiosen Ansatz verschenkt!

Selbstverständlich hätten die Protagonisten in die Unterwelt hinabsteigen müssen. Das, was Piranesi auf den Stichen gezeigt hatte, hätte in die Handlung einfließen müssen. Für den Stier hätte es eine plausible Erklärung geben müssen, z.B. dass es Daedalus gelang, eine Dampfmaschine zu konstruieren, die sich selbst am Laufen hält, und auf Licht und Geräusche reagiert. Auch das Flügelwesen hätte auf diese Weise zur Not gerade eben noch erklärt werden können. Wie üblich hätte es einen Showdown in der Unterwelt geben müssen, der durch einen Wissensvorsprung über Piranesis Stiche entschieden wird. Es hätte sich alles aufgelöst, und am Ende hätte man ja die Höhlen einstürzen lassen können.

Aber nichts davon. Es ist, wie wenn man gezwungen würde, eine spannendes Buch nach zwei Dritteln aus der Hand zu legen … – das Spiel mit Erwartungshaltungen macht noch kein gutes Buch: Wer Erwartungen weckt, muss sie auch befriedigen können. Es ist kein akzeptabler Stil, am Ende alles in der Schwebe zu lassen.

Ebenfalls störend waren zahlreiche Rückblenden zu Ereignissen in der Zeit vor der Romanhandlung. Man hatte am Anfang ständig das Gefühl, dass man den zweiten Band einer Serie liest, den man vielleicht nur dann richtig verstehen könnte, wenn man zuvor den ersten Band gelesen hat. Doch es gibt keine Serie und keinen Vorgängerband.

Bewertung: 3 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 23. Februar 2015)

Nero Campanella: Wie ich unsterblich wurde (2023)

Fingerübung eines Schriftstellers

Die halb literarische, halb autobiographische Figur Brinus vom Schrock, 50, entstammt der saarländischen Bohème, in der er auch versumpft ist, mit Alkohol, Kumpels, allerlei Substanzen, Masturbation, Huren, viel Schmutz und Rotz und einer Menge ungesunden „Abenteuern“ zwischen Tresen und Toilette. Eines Tages bekommt er durch einen Ex-Kumpel, der es vom verkrachten Marxisten zum SPD-Funktionär geschafft hat, ein Künstlerstipendium für einen Aufenthalt auf dem brandenburgischen Schlossgut Wiepersdorf.

Das Schlossgut gibt es wirklich, und es dient tatsächlich als Refugium für Schriftsteller und Künstler aller Art, gesponsert vom Steuerzahler. Es hat eine gut gemache Webseite, auf der man es sich in aller Ausführlichkeit ansehen kann: Sehr schön!

Der Roman reflektiert autofiktional das eigene Tun: Der Schriftsteller erzählt also, wie er nach Schloss Wiepersdorf kommt, wo er mit allerlei seltsamen Künstlern zusammenlebt. Es stellt sich schnell heraus, dass keiner dieser Künstler wirklich etwas vorzuweisen hat, ganz wie Brinus vom Schrock selbst. Alle sind gescheitert, spießig und insgeheim spinnert, und alle singen das politisch korrekte Lied des „linksliberalen“ Zeitgeistes. Nur ausgerechnet eine Lesbe nicht. Und Brinus vom Schrock auch nicht, der sich dadurch schnell unmöglich macht. Der Stil des Buches ist respektlos und zynisch: Brinus vom Schrock hat zwar manchen Durchblick durch die Kulissen der Welt, der immer wieder erfrischend ist, doch zu einer konstruktiven Bewältigung reicht es nicht.

„Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Künstler, psychologisch gesehen, Streber mit schlechten Noten waren, die sich nur auf kreativen Umwegen den Autoritäten andienten, um ein paar Krümel Wichtigkeit von der Tafel der Geschichte aufzuschnappen, dann wäre er mit diesem Betroffenheitsgekusche um mich herum soeben geliefert worden.“ (S. 107)

Der Roman hechelt verschiedene Situationen und Themen durch: Die Saarbrücker Bohème, die brandenburgische Provinz, politische Korrektheit, peinliches Ertapptwerden, schmarotzende Künstler, politischer Filz, Spießertum, Sex, Drogen aller Art und ihre Folgen, Hegel, ein Traumkapitel, das Sterben eines Freundes (das stärkste Stück im ganzen Buch), die Begegnung mit einem Literaturagenten, die Frage nach der Glaubwürdigkeit eines religiösen Glaubens, das Verschwinden des belesenen Bildungsbürgertums, u.v.a.m.

Fazit

Alles in allem bietet das Buch eine Reihe von gelungenen und teils witzigen Stücken, doch es ist kein ganzes, es bleibt Essay. Am Ende bleiben Verlust, Peinlichkeiten und Scheitern eines wenig erfolgreichen Lebenskünstlers. Das allerdings wird literarisch gut aufbereitet. Es ist die Fingerübung eines Schriftstellers, nur die Generalprobe, nicht das eigentliche Werk.

Bewertung: 4 von 5 Sternen.

Heinrich Heine: Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland (1834)

Anregende und wirkmächtige Geistesgeschichte Deutschlands

Heinrich Heines „Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland“ von 1834/5 ist aus mehreren Gründen absolut lesenswert: Zum einen, weil es eine sehr persönliche Sicht auf den Verlauf der Geistesgeschichte in Deutschland bietet, die durch Ehrlichkeit, Individualität und Offenheit überzeugt. Hier geht es nicht darum, Objektivität vorzutäuschen, sondern hier sagt jemand seine Meinung, und der Leser ist zum Selberdenken aufgefordert. Auch dort, wo man die Darstellung für zu oberflächlich und einseitig hält, hat Heine doch immer einen guten Punkt getroffen. Heine hat hier einige Einsichten mit Worten geprägt, die fast zu Sprichworten geworden sind.

Zum anderen sollte man dieses Buch deshalb lesen, weil es von vielen gelesen wurde, und ein Bild der deutschen Geistesgeschichte erzeugt hat, das von vielen geteilt wird. Auch und gerade, weil es auch Fehler hat, sollte man um die Wirkmächtigkeit dieser Irrtümer wissen. Schließlich ist Heines Werk aber auch ein Zeitdokument, das einem die Augen öffnet, wie die Dinge in den damaligen Zeiten gelaufen sind – und wie sie wohl zu allen Zeiten laufen bzw. laufen könnten.

Für Heinrich Heine mündet die Reihe Kant, Fichte, Schelling, Hegel in Pantheismus, in „Naturphilosophie“. Im Pantheismus, in der Romantik, lebt auch das alte Germanentum wieder auf, während die Juden als „Schweizergarde des Deismus“ nicht in das pantheistische Bild passen. Heine weiß, dass in der Naturphilosophie auch Gefahren liegen: Das Wiederaufleben der „Berserkerwut“ des Germanentums aus „tausendjährigem Schlummer“. Man meint, eine Prophezeiung auf Marx und Hitler zu lesen.

Hier gibt es eigentlich keinen Grund für Optimismus und Fortschrittsglaube. Es ist unverständlich, wie Heine den Gang der Geistesgeschichte einschließlich ihrer Gefahren so beschreiben kann, aber dann relativ optimistisch dabei ist. Heine hätte hier die Frage nach einer besseren Alternative stellen müssen. Aber das tut er nicht. Heine scheint vielmehr im Ganzen recht einverstanden zu sein mit der „Naturphilosophie“. Die Gefahren scheint er nicht ernst zu nehmen.

In diesen Zusammenhang muss wohl auch die Aussage Heines eingeordnet werden, dass er das Christentum selbst dann noch erhalten wollte, wenn der Glaube geschwunden ist. Das ist eine sehr unphilosophische Aussage. Hier wird deutlich, dass Heine selbst kein ganz klarer Kopf ist. An anderer Stelle äußert er, wie ihm unwohl ist, wenn Kant Gott seziert; damit zeigt er eine unphilosophische Religiosität. Von diesem Punkt aus lassen sich Heines Irrtümer und Fehlurteile verstehen.

Hierher gehört wohl auch, dass Heine seinen eigenen Fortschrittsoptimismus ein wenig relativiert, ohne ihn im Kern zu hinterfragen. Man kann sicher sein, dass Heine vor ideologischem Handeln und Fanatismus zurückgeschreckt wäre. Aber Heine mäßigt seinen Optimismus nur, statt dass er ihn grundsätzlich hinterfragt. Auch hier wird die Gefahr von Heine gesehen, aber kleingeredet. Eine bessere Alternative zum naiven Fortschrittsoptimismus wird nicht gegeben. Heine ist ganz offenkundig fasziniert von dem Neuen und will daran nur das vermeintlich Gute sehen. Heinrich Heine ist einer der ersten, die die Greuel von Kommunismus und Nationalsozialismus vor lauter Faszination nicht sehen wollten – wenn auch nur auf einer theoretischen Ebene.

Die Aufgabe des modernen Lesers ist es, sich dieser Faszination Heinrich Heines zu entziehen, und bessere Alternativen zu suchen.

Interessant die Aussagen über das deutsche Wesen: Methodisch, gründlich, langsam, auch im Hass, und mit einer Wirkung aufgrund der Gedankentiefe, die die Welt erschüttern wird. Die Deutschen sind generell langsam, wenn sie aber einmal eine Bahn eingeschlagen haben, verfolgen sie diese bis zum Ende.

Ein Irrtum ist u.a. die Auffassung, dass es eines Luthers bedarf, um etwas zu bewegen, und dass ein Erasmus und Melanchthon es allein nicht geschafft hätten. Denn Heine selbst spricht später davon, dass Kant und seine Nachfolger eine Wirkung entfalten würden, gegen die die französische Revolution nichts sei.

Bewertung: 3 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 29. August 2014)

Jane Austen: Stolz und Vorurteil (1813)

Die hohe Schule des menschlichen Beziehungsreigens

In diesem Buch gibt es keine eigentliche Handlung: Kein Kriminalfall wird gelöst, kein Schatz wird gesucht, keine Schlacht wird geschlagen, kein politisches Ziel wird erkämpft, keine Länder werden entdeckt, keine Theorie aufgestellt, kein Buch geschrieben, kein Geschäft gemacht. Es passiert das ganze Buch über nichts nennenswertes an Handlung, absolut gar nichts! Das ganze Buch handelt ausschließlich von den Charakteren seiner Akteure und wie sich deren Beziehungen untereinander entwickeln. Wer liebt oder hasst wen, wer redet und denkt gut oder schlecht über wen, wer verbindet oder löst sich miteinander bzw. voneinander, wer tanzt mit wem, wer bespricht sich mit wem, wer sucht Trost bei wem, wer besucht wen, wer schreibt wem welche Briefe, usw. usf.

Jane Austen vermag es, in die typischen Denkweisen der Menschen in Beziehungsdingen hinein zu sehen: Was man typischerweise vermutet, erwartet, plant, hofft, fürchtet usw. Wie sich Dinge zufällig wenden, wie sie sich typischerweise wenden. Jane Austen kommt damit dem Menschlichen näher als oberflächliche Literatur. Bei aller britischen Förmlichkeit zeigt sich doch das allzu menschlich Menschliche überall, das auch heute noch unverändert überall bei jedem in der ein oder anderen Weise zu beobachten ist. Wenn man Lebenserfahrung hat, kann man sagen: So ist es. Wenn man sie noch vor sich hat, kann man noch etwas lernen.

Fast schon philosophisch wertvoll ist die dramatische Wendung im Zentrum der Geschichte: Die Erkenntnis von Eliza, wie sie sich gründlich irrte, und ihre Bestürzung darüber. Man kennt die Welt nicht, solange man sich nicht bodenlos geirrt hat. Erst dies verschafft die richtige Skepsis und das tiefere Nachspüren.

Bewertung: 5 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 01. März 2012)

Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens – Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (2016)

Religion als Ursprung des Westens? No way!

Winkler baut die Entwicklung des Westens ganz auf Judentum und Christentum auf. Die Antike kommt bei ihm erst durch Hellenismus und römische Kaiserzeit ins Spiel, wegen des frühen Christentums. Stoische Philosophie ist bei ihm Beiwerk am Rande der eigentlichen Entwicklung, und fällt praktisch „vom Himmel“, ihre Herkunft bleibt tatsächlich unerwähnt. Platon, Aristoteles, Cicero: Kein Wort von ihnen.

Damit übergeht Winkler den wahren Wurzelgrund des Westens: Die griechisch-römische Antike! Es waren die griechischen Philosophen, die die erste Aufklärung in Gang brachten und humanistisches Gedankengut entwickelten. Der Aufstieg des Christentums drehte diese antike Aufklärung erst einmal wieder zurück und es folgte die dunkle Zeit des fundamental-religiösen Mittelalters. Die Religionen bedienten sich immer mehr an den antiken Denkern, und bauten sie in ihre Theologien ein, bis das antike Denken aus dem Schatten der Religion heraustreten konnte. Erst als man wieder begann, das antike Denken selbst und eigenständig zu entdecken, endete das Mittelalter und eine neue Aufklärung begann. Religionen wie das Christentum waren nicht die Quelle der Aufklärung. Es waren nicht die Religionen, die Demokratie und Menschenrechte hervorbrachten, sondern die Religionen mussten erst mühsam lernen, dass ihre religiöse Lehren mit Demokratie und Menschenrechten vereinbar sind. Das ist nicht antireligiös gemeint: Religionen können an der Aufklärung teilhaben und sie sich zu eigen machen, und so ihre Wahrhaftigkeit steigern, aber dass Aufklärung und Humanismus aus Religionen hervor gegangen wären, ist historisch einfach nur falsch.

Winkler sieht im Monotheismus den Anfang des Westens. Es ist jedoch grundsätzlich die Frage, ob der Monotheismus der traditionellen Religionen wie Judentum und Christentum wirklich einen entscheidenden Beitrag zur Entstehung des Westens geleistet hat. Griechenland und Rom jedenfalls waren polytheistische Gesellschaften, und sie waren es, die Aufklärung und Humanismus hervorbrachten. Den „philosophischen Gott“ der griechischen und römischen Philosophen mit dem Gottesbegriff der traditionellen Religionen gleichzusetzen und deshalb zu behaupten, der Monotheismus sei eine Grundlage des Westens, ist jedenfalls unzulässig. Nebenbei: Es ist auch sachlich falsch, eine direkte Verbindungslinie vom Monotheismus eines Pharao Echnathon zum Monotheismus des Judentums zu ziehen. Sie entstanden zwar beide aus demselben von Winkler richtig benannten, politischen Grund, jedoch mit großer Sicherheit völlig unabhängig voneinander.

Das Fundament von Winklers „Westen“ wird fundamental-religiösen Menschen sehr gefallen. Aber bereits ein aufgeklärt-religiöser Mensch wird sich über dieses Werk höchst verwundern müssen. Das Buch erscheint auch etwas simpel geschrieben. Gutwillige Rezensenten nennen es „flüssig geschrieben“. Ein klarer, einfacher Stil muss kein Fehler sein, aber wenn man komplizierte Themen mit allzu wenigen Strichen zu zeichnen versucht, gerät es zur Karikatur. Soll das Buch weniger gebildete Leser ansprechen und für den „Westen“ gewinnen? Fast könnte man meinen, das Buch würde sich bewusst an einfach gestrickte religiöse Menschen wenden, um sie für den „Westen“ zu gewinnen …

Der „Westen“ ist als Begriff zudem hochproblematisch und missverständlich. Denn die Sache, um die es geht, ist nicht für eine bestimmte Himmelsrichtung reserviert. Vielmehr geht es um Aufklärung und Humanismus, die überall aufblühen können. Demokratie und Menschenrechte sind für alle Menschen da, nicht nur für den Westen. Der Westen war nur schneller als andere.

Nicht alles an Winklers Denken ist falsch, es finden sich viele gute Einzelideen in einem teilweise recht seltsamen Rahmen eingespannt. Im Lauf der Lektüre fällt auf, dass Winkler Karl Marx am häufigsten zitiert. Es fällt schwer, Winkler einzuordnen. Welche verborgene Agenda hat er damit nur verfolgt? Welche politische Lobby freut sich über dieses Werk? Linke? Religiöse? Postmoderne Kulturrelativisten? Freimaurer?! Man ist ratlos. Winklers Werk muss als „eigenwillig“ im negativen Sinn eingestuft werden, es ist verkorkst und missglückt, so viele gute Einzelideen darin auch enthalten sein mögen. Wen immer Winkler überzeugen wollte: Mit diesem Buch stößt er nur ab.

Fazit

Heinrich August Winkler hat mit seiner „Geschichte des Westens“ ein seltsam verkorkstes Buch geschrieben, das den absonderlichen Versuch unternimmt, die Geschichte von Aufklärung und Humanismus ohne Platon, Aristoteles und Cicero zu erklären. Den wahren Ursprung des Westens verschleiert Winkler in einer unglaublich sträflichen Weise. Nein, so geht es nun einmal nicht. Deshalb schlechtestmögliche Note.

Bewertung: 1 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 21. Juli 2012)

Mark Adams: Meet me in Atlantis – My Obsessive Quest to Find the Sunken City (2015)

Masterpiece of a serious reality treasure hunt for Atlantis

Contrary to what most people think, it is not obvious that Atlantis was an invention by Plato. So, Mark Adams did the right thing and just started reading and travelling through world and history, hunting for clues, for possible Atlantis locations and for professional as well as amateur experts who could bring him closer to the truth. Since Mark Adams is open-minded and unprejudiced on the one hand side and on the other hand side armed with a very reasonable skepticism and – above all – with a good sense of humour, this book turns out to be an enjoyable and interesting trip. It reads almost like Dan Brown’s Robert Langdon hunting for the secrets of history – only this time, it is real: The clues are real, the possible locations are real, the informants are real, maybe even Atlantis turns out to be real?

The number of experts and amateurs on Atlantis, Plato, Pythagoras, mathematics, oceanography, vulcanology, history, archaeology, mythology, geophysics, and many other disciplines is enormous. Every time you think, that it would be nice if Mark Adams followed a track and visited a certain expert on a certain topic, he really follows this track in the very next chapter! This is a real search, no journalistic fake. We have to be very thankful to Mark Adams that he did this extensive journey acting on behalf of all of us who are interested in the opinions of all these experts.

Having obviously read a lot, and then talking to all these skeptics and searchers, Mark Adams piles up a huge amount of knowledge about Atlantis and possible interpretations, so that even I could still learn something here. But what is more, we also get to know the personalities of all these experts and amateurs, their motivations, their characters and their flaws. Mark Adams is a very good observer and able to ask the right questions in the right moment, and his interviews sometimes turn out to be excellent art pieces of literature as well as of psychology, and show a good sense of humour. This is surely „the“ book of our generation of Atlantis research and thus also a historically valuable work!

Only in the very last chapter the limits of Mark Adams become clear. He piled up a lot of valuable information about Atlantis, yet he did not think deeply into the topic. In a liberating jump into a simplistic solution, he falls for the idea that since the cosmology in Timaeus is full of Pythagorean numbers, the numbers in the Atlantis account have to be Pythagorean, too. No one could ever show this convincingly, there are no such regularities, beginning with „one, two, three“ at the beginning, where – obviously – „four“ is missing to the full Tetractys. Besides the fact, that all Pythagorean numbers in the cosmology are not meant to be symbolic, but real, which would be the only valid assumption for Pythagorean numbers in case of Atlantis, too.

So, Mark Adams simply declares all numbers in the Atlantis account to be invented by Plato, as well as the perfect concentric ring structure, and in an act of ludicrous desperation, Mark Adams thinks that all the characteristic features defining Atlantis could be found everywhere and thus are not of any importance. Mark Adams even has bought the idea that the Greek word „nesos“ (island) simply could mean anything. On the basis of this iconoclastic approach, Mark Adams declares Atlantis to be a fictional story, with only a small kernel of truth which bears no importance. It does not matter any more, if this kernel is real or invented. This historical kernel clearly does not deserve the name „Atlantis“. Mark Adams’s hypothesis is basically an invention hypothesis.

The reason for this failure is easy to see: Mark Adams’s competence is overstrained, he has no clear idea how Plato constructed his so-called „Platonic Myths“. Instead of a desperate iconoclasm he better had tried with historical criticism, which he himself reports to be mentioned (under another name) by Juan Villarias-Robles (p. 77 f.). He should have also better considered the words of K.T. Frost: „The whole description of the Athenian state in these dialogues seems much more fictitious than that of Atlantis itself.“ (p. 196) And he should have better not fallen into the traps of catastrophism, mythology, Neoplatonic symbolism and Pythagorean number games. With his simplistic solution, Mark Adams could also declare Egypt to be a mostly fictitious invention by Herodotus with only a small and unimportant historical kernel located in – for example – India.

Yet, we have to be fair: For a journalist and writer who did not work on the topic for decades, it is an achievement to have a clearly voiced opinion on Atlantis; most journalists like to hide behind nebulous statements, or declare Atlantis simply to be a full invention. Even more important than its end is Mark Adams’s book itself: Having read so much, having travelled through all these locations, and having interviewed all these persons is quite a feat and a valuable present to all interested in Plato’s Atlantis. This book is surely one of the best recommendations to all who want to get a glimpse into Atlantis research – with the everlasting caveat: You should read more than one book about Atlantis.

We have to correct some minor mistakes

pp. 13 f. Contrary to what most people think, there was no rivalry and no fundamental opposition between Plato and Aristotle. Only certain disagreements.

p. 20 „inscribed in Egyptian temples“: Not true. Plato talks only of texts which can be „taken at hand“ (Timaeus 24a), i.e. papyri. There could have been inscriptions, too, but Plato does not talk of them.

pp. 86 ff. „the Nazis“: Not true. Only certain National Socialists were interested in Atlantis, among them Heinrich Himmler, but Atlantis was never part of the general NS ideology. Adolf Hitler even mocked Atlantis searchers, and the tape records heavy laughter in the NS party audience.

p. 172 Plato favoured the military state Sparta: Not true even in a double sense. Before Plato changed his mind on politics in the Laws, he favoured a „closed“ society in the Republic. After Plato changed his mind in the Laws, he favoured a more „open“ society, and liked the Spartan principle of a constitutional „balance of power“.

p. 182 „Thorwald Franke believes Sicily was the original inspiration for Atlantis“. Not exactly true, if strictly speaking. Thorwald Franke is convinced that Sicily really was Atlantis, and he is still elaborating this idea.

p. 195 Papamarinopoulos: „In the Republic Plato presents an imaginary Athens“. Not true, the imaginary state in the Republic is not related to Athens.

p. 215 Elizabeth Wayland Barber: Information can be passed down „orally and faithfully for up to thousands of years“. Surely not true, except for very very crude kernels of truth, yet never for detailed stories.

p. 277 Plato knew the circular harbour of Carthage: Not true, this harbour most certainly was built only after Plato’s death.

Index: At least two mentions of Aristotle are missing: pp. 174 f., p. 178.


Bewertung: 5 von 5 Sternen.
(Erstveröffentlichung auf Amazon am 23. März 2015)