Schlagwort: Comic

Marc-Antoine Mathieu: Gott höchstselbst (2009)

Gelungene Groteske über Gottes Besuch auf Erden

In „Gott höchstselbst“ spielt Marc-Antoine Mathieu den Gedanken durch, was wohl wäre, wenn Gott sich (nach höchst traditioneller Vorstellung) als alter Mann mit langem Bart auf Erden blicken lassen würde. Der Cartoon spießt nicht nur die theologischen bzw. philosophischen Probleme dieser Absurdität gekonnt auf, sondern entlarvt anhand der Reaktionen der Menschen auf das Ereignis deren allzu menschliche Menschlichkeit. Eingebaut ist auch eine subtile Reminiszenz an die Episode mit dem Computer Deep Thought und der Antwort „42“ auf die Frage nach dem Universum, dem Leben und überhaupt allem in „The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“ von Douglas Adams.

Die Zeichnungen sind ästhetisch ansprechend und nicht überladen, wechseln häufig in origineller Weise die Perspektive des Betrachters, und beleben die Story durch überraschende Übergänge.

Leider kann dieser Cartoon keine Lösung für die aufgeworfenen Fragen anbieten. Die großen (bekannten) Fragen werden zwar alle angerissen, aber nirgendwo wirklich weitergeführt. Damit bleibt am Ende nur die Groteske in der Erinnerung des Lesers zurück. Das ist ein wenig schade. Die Groteske ist aber gelungen. Wer sich noch nicht allzu sehr mit den Fragen rund um Gott befasst hat, könnte es auch als Anregung und Einstieg in weiteres Nachdenken begreifen.

Bewertung: 4 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 15. April 2019)

Asterix Band 40: Die Weiße Iris (2023)

Bester Asterix seit langem: Massive Zeitkritik am Wokismus

Nachdem die Gestaltung der Asterix-Bände vor einigen Jahren endgültig auf ein neues Zeichner-Texter-Duo übergegangen war, hat die Asterix-Reihe nach einem Tiefpunkt wieder an alte Erfolge anknüpfen können. Mit traditionellen Rezepten entstanden einige Bände, die vor allem als skurrile Abenteuer und als Verballhornung der bereisten Länder gut funktionierten. Doch was den zeitkritischen Aspekt anbelangt, fehlte der richtige Biss noch. Das holt der aktuelle Band nun nach! Während der Zeichner Didier Conrad beibehalten wurde, wechselte der Texter von Jean-Yves Ferri zu Fabcaro. Und der hat ganze Arbeit geleistet.

Im neuen Band sehen wir, wie das Gallische Dorf von einer schrecklichen Ideologie namens „Weiße Iris“ befallen wird: Plötzlich wollen alle achtsam sein und positiv denken! Alles säuselt sich an, nirgendwo fliegt eine Faust. Und statt Fleisch essen alle nur noch Fisch. Darüber gehen die Traditionen und die Wehrhaftigkeit des Dorfes verloren. – Das Phänomen der „sozialen Ansteckung“ durch neue, verrückte Ideen und Moden wird von Fabcaro hervorragend eingefangen, aber auch, dass eine solche Ideologie nicht wirklich „von selbst“ um sich greift, und nur bei bestimmten Charakteren. Natürlich zielt die Kritik auf den aktuell grassierenden Wokismus ab, der seinen Zenit inzwischen wohl überschritten haben dürfte. Dessen Irrsinn wird, ohne ihn direkt zu nennen, in einem Feuerwerk der Einfälle durch den Kakao gezogen.

Aber auch darüber hinaus hat dieser Band eine ganze Reihe interessanter Gags zu bieten. So z.B. den Zenturio Daximplus, der durch seinen Realismus zu überzeugen vermag, eine Satire auf moderne Kunst oder die Verballhornung der Durchsagen der Deutschen Bahn. Viele dieser Witze verdanken die deutschen Leser wohl vor allem der Übersetzung.

Fazit: Mit diesem Band ist die Asterix-Reihe wieder zur Hoch- und Bestform aufgelaufen! So muss ein Asterix sein. An manchen Stellen wird der deutsche Leser denken: Oh oh, die Franzosen sind einfach die besseren Revolutionäre, und ein deutscher Autor würde sich manches wohl nicht getrauen.

Bewertung: 5 von 5 Sternen.