Schlagwort: Politisches Buch (Seite 1 von 7)

Jared Diamond: Kollaps – Warum Gesellschaften überleben oder untergehen (2005)

Völlig am Thema vorbei!

Der Titel „Warum Gesellschaften überleben oder untergehen“ weckt Hoffnung auf Antworten zu Fragen wie z.B.: Warum ging das römische Reich unter und wurde von der dunklen Zeit des Mittelalters abgelöst? Warum ging die antike Religion zugrunde und warum wurden die Menschen plötzlich Christen? Warum scheiterte in der Antike die Demokratie so endgültig und wurde durch 2000 Jahre Monarchie abgelöst? Wird der Westen als Kultur überleben oder wird der Islam die Errungenschaften der Aufklärung wieder zurückdrehen? Wird Deutschland als transkulturell integrierte Nation überleben, oder gehen wir in einem desintegrierten Völkergemisch auf, das im Bürgerkrieg endet?

Aber nichts davon in diesem Buch!

Dieses Buch lenkt den Blick nur auf ökologische und ökonomische Aspekte. Umweltkatastrophen werden als Untergangsszenarien an die Wand gemalt. Dies ist ein Buch für Multikulti-Fanatiker, die die islamistische Unterdrückung der Frau als kulturelle Eigenart „tolerieren“ und nur einen Blick dafür haben, wie man die Energie noch teurer machen kann, denn man muss ja den Planeten retten. Wen kümmert da schon der Niedergang der Aufklärung in der deutschen Gesellschaft?

Ergo null Punkte.

Wer wissen will, was man gegen den Niedergang unserer Gesellschaft tun könnte, der sollte besser das Buch „Der Multikulti-Irrtum“ von Seyran Ates lesen.

Bewertung: 1 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 27. Juli 2008)

Hans-Olaf Henkel: Die Abwracker – Wie Zocker und Politiker unsere Zukunft verspielen (2009)

Hinter der Finanzkrise steckt der Neosozialismus!

Hans-Olaf Henkel hat als gut vernetzter Industrieller den Beginn der Finanzkrise 2008 hautnah miterlebt. Hier berichtet er, wie sich die Dinge aus seiner Sicht entwickelten, und wie er die Lage einschätzt. Der Leser lernt hier ganz andere Einblicke und Sichtweisen kennen, als sie gemeinhin verbreitet werden. Da Henkel auch in den USA lebte, kann er auch von dort aus unmittelbar eigenem Erleben berichten.

Einsicht Nr. 1 ist, dass der Hauptschuldige an der Finanzkrise von 2008 nicht etwa der „Kapitalismus“ oder „Gier“ waren, sondern im Gegenteil der von Henkel so genannte „Neosozialismus“ der Politiker. Die Politiker hatten die Blasen, die 2008 platzten, selbst durch unrealistische Gesetze verursacht, mit denen sie sich beim Wahlvolk beliebt machen wollten. Hinzu kommt, dass ausgerechnet die deutschen Staatsbanken am tiefsten in den faulen US-Papieren investiert waren – auf Anraten von Finanzminister Steinbrück (SPD) unter Einsatz staatlich garantierter Kredite.

Auch wenn Henkel übersehen hat, dass die Fördergesetze in den USA nur einen Teil der Immobilienblase direkt verursachten, so ist doch richtig, dass sie der Trigger zum allgemeinen Kredit-Run waren, weil alle mitziehen mussten, um am Markt zu bleiben. Vom Schattenbankensystem sagt Henkel leider nichts. Generell liegt Henkel aber richtig damit, dass die Risikobewertungssysteme der Banken systematisch falsch waren, und damit maßgeblich zum Crash beitrugen, ob nun Schattenbank oder nicht. Der Fehler war, dass sie die Abhängigkeiten von Risiken außer Acht ließen. Die Risiken verschiedener Kreditobjekte wurden gegeneinander verrechnet, doch mit der Möglichkeit, dass ganze Märkte einbrechen, rechnete keiner.

Henkel prägt für das naiv-soziale Verhalten der Politiker den Wählern gegenüber einen neuen Begriff, nämlich „Neosozialismus“. Paradoxerweise jammern jedoch alle, dass wir in „schlimmen“ „neoliberalen“ bzw. „kapitalistischen“ Zeiten leben würden … das ist kaum der Fall. Dass z.B. das Ziel von 25% Rendite von Deutsche-Bank-Chef Ackermann auf das Eigenkapital und nicht auf die Gesamtbilanz bezogen war, hört man in allgemeinen Medien nicht.

Aber auch die Wirtschaft bleibt von Kritik nicht verschont. Henkel nennt u.a. Namen für eine Hall of Shame von Unternehmensvorständen, die sich als Abwracker betätigt hatten.

Am Ende des Buches unterbreitet Henkel einige konkrete Vorschläge, wie man der Probleme Herr werden könnte. Der wichtigste davon wird wohl der Wunsch nach einer besseren ökonomischen Bildung der Menschen sein. Denn nur auf dieser Grundlage kann man die Probleme und die notwendigen Lösungen überhaupt verstehen und entsprechende politische Mehrheiten finden. Daran mangelt es heute erheblich. Zur Behebung dieses Mangels trägt das Buch einiges bei.

Bewertung: 5 von 5 Sterne.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 11. Februar 2015)

Katrin Himmler: Die Brüder Himmler – Eine deutsche Familiengeschichte (2005)

Eine persönliche Aufarbeitung, die in die Irre führt

Dies ist leider kein gutes Buch geworden. Es ist grundsätzlich legitim und zu begrüßen, wenn Angehörige von NS-Verbrechern ihre Familiengeschichte aufarbeiten und daraufhin befragen, was in der Familie falsch gelaufen ist. Aber wenn sich eine solche persönliche Aufarbeitung ohne gute Belege in direkten Widerspruch zur Geschichtsforschung setzt, wird es sehr problematisch. Denn dann entsteht der falsche Eindruck, hier würde jemand als Familienangehöriger aus erster Hand und authentisch berichten – was aber nicht der Fall ist, denn die Autorin ist nur eine späte Verwandte, die genauso wie jeder Historiker auf Quellen angewiesen ist. Sie hat als Verwandte keinen Erkenntnisvorsprung und kein Erkenntnisprivileg.

Zentral ist die Frage nach dem Vater von Heinrich Himmler.

Spätestens seit dem Buch „Der Vater eines Mörders“ von Alfred Andersch steht die Frage im Raum, ob Heinrich Himmler wegen seines Vaters zum Mörder wurde. Bei Alfred Andersch wird die Schuld in dem autoritären Wesen und – hanebüchen – in der klassisch-humanistischen Bildung des Vaters gesehen. Erstaunlicherweise wird das Buch von Alfred Andersch und die sich daran anknüpfende Kontroverse nirgendwo erwähnt. Nur in einer Bildunterschrift im Bildteil (ohne Seitenzahl) kommt es dann doch vor. Das allein ist schon sehr seltsam.

Ohne auf Alfred Andersch einzugehen, wird die Frage zudem allzu kurz und auf seltsame Weise abgehandelt. Auf S. 105 wird in wenigen Zeilen ausgeführt, dass es zu der Zeit, als sich Heinrich Himmler in der NSDAP engagierte, zwischen Vater und Sohn Himmler „erregte Gespräche“ über Politik gab. Es wird die Vermutung (!) geäußert, dass es dabei um ein Thema ging, „das ihnen allen am Herzen lag: die ersehnte nationale Wiedergeburt und Größe Deutschlands.“ Diese Aussagen führen den Leser völlig in die Irre. Denn in Wahrheit werden es Streitgespräche gewesen sein!

In Wahrheit hat die Geschichtsforschung klar herausgearbeitet (und sogar Alfred Andersch schreibt davon), dass Vater Himmler keineswegs glücklich damit war, dass Sohn Heinrich sich der NSDAP angeschlossen hatte. Davon schreibt auch die Autorin – aber nur im kleingedruckten Anmerkungsteil auf S. 311! Dort spricht die Autorin dann aus, was sie im Buchtext unterschlägt (wo es aber hingehört hätte): Dass die Eltern ihren Sohn als „verlorenen Sohn“ ansahen, und dass Heinrich Himmler bei den Eltern als „Versager“ galt, weil er sich der NSDAP angeschlossen hatte. Solches kann man sogar bei Alfred Andersch nachlesen. Aber die Autorin setzt sich über die Forschung kurzerhand hinweg, indem sie meint, die bloße Tatsache, dass Heinrich Himmler immer noch die Familie besuchte, zeige das Gegenteil. Außerdem habe Heinrich Himmler „begeisterte Zusprüche und Ermunterungen“ für sein nationalsozialistisches Engagement von der Familie bekommen. – Von seinem Vater jedenfalls sicher nicht, und darauf kommt es an! Und warum diese zentrale Diskussion nur im Kleingedruckten?!

Dieses Buch versucht die schwarze Legende, die duch das Buch von Alfred Andersch in die Welt kam, dass Heinrich Himmler durch seinen Vater zum Mörder wurde, noch schwärzer zu malen als ohnehin schon. Dieses Buch konstruiert den Vater nicht nur als autoritär wie bei Alfred Andersch, sondern versucht vor allem eine direkte Linie vom nationalkonservativen und katholischen Standpunkt des Vaters zum nationalsozialistischen Geist des Sohnes zu konstruieren. Dabei waren es gerade diese Standpunkte, die den Vater in Gegensatz zum Sohn brachten! Die Autorin hat immer wieder sichtlich Schwierigkeiten, nationales, konservatives und religiöses Denken von nationalsozialistischem Denken zu unterscheiden. Bei ihr ist das alles irgendwie dasselbe. Und das ist nun einmal grottenfalsch.

Zudem wird die Frage nach der klassisch-humanistischen Bildung von Vater Himmler, die bei Alfred Andersch eine wichtige Rolle spielt, weitgehend unterschlagen. Wäre die Autorin offen für alle Fragen gewesen, ohne eine spezielle Absicht zu verfolgen, hätte auch dies prominent diskutiert werden müssen. Aber es geschieht nicht. Denn die Autorin hatte offenbar eine spezielle Absicht mit diesem Buch, zu der das nicht passte. Also ließ sie es weg. – Interessanterweise taucht das Motiv der klassisch-humanistischen Bildung in den zustimmenden Amazon-Rezensionen auf, obwohl es im Buch gar nicht in dieser Weise vorkommt. Die Rezensionen feiern das Buch als Entlarvung der gutbürgerlichen, klassisch-humanistisch gebildeten, national gesinnten, konservativen und katholischen Familie als der insgeheimen Brutstätte des nationalsozialistischen Denkens. So bekommt es der Leser in diesem Buch tatsächlich auch vorgeführt. Und unkritische Leser glauben es.

Wie Vorwort und Nachwort deutlich machen, war ein gewisser Michael Wildt vom „Hamburger Institut für Sozialforschung“ maßgeblich beratend an der Entstehung des Buches beteiligt. Dieses Privatinstitut ist bekannt dafür, einen gewissen politischen Linksdrall zu haben. Und so schreibt denn Michael Wildt prominent im Klappentext des Buches, dass – angeblich – „an dieser ’normalen‘ deutschen Familie Himmler“ das Netz der Verbrechen deutlich würde, „an dem so viele Deutsche auf ganz unterschiedliche Weise mitgeknüpft haben. Heinrich Himmler konnte sich des Einverständnisses dieser Familie sicher sein.“

Und das ist nun einmal völlig falsch und komplett ahistorisch.

Bewertung: 1 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 18. November 2018)

J.D. Vance: Hillbilly-Elegie – Die Geschichte meiner Familie und einer Gesellschaft in der Krise (2016)

Soziale Selbstblockaden und sozialer Aufstieg – ein großes Lehrstück für jedermann und jede Zeit

Der Hintergrund der Hillbilly-Elegie von J.D. Vance ist die soziale Situation der sogenannten „Hillbillies“, d.h. der Nachfahren von iro-schottischen Einwanderern, die aus den Apalachen in die Industriestädte gezogen waren, um dort als Arbeiter ihr Geld zu verdienen – und welches Schicksal sie ereilte, als die Industrie abzusterben begann. Das zentrale Thema des Buches sind aber nicht die äußeren Umstände der Verarmung und sozialen Verelendung der Hillbillies, sondern die Denk- und Verhaltensweisen der Hillbillies, mit denen sie sich selbst in ihrer misslichen Lage gefangen halten.

Hillbillies sind bildungsferne Menschen. Sie erkennen den Wert einer guten Schulbildung nicht und können sich außer einem Industriearbeitsplatz nichts anderes vorstellen. Hillbillies sind außerdem sehr auf die Familienehre bedacht, und sie werden leicht gewalttätig. Damit verbauen sie sich aber oft genug selbst jede Chance auf Aufstieg. Ehen zerbrechen und Kinder wachsen in instabilen Verhältnissen auf. Hillbillies verlassen ihren Wohnort auch nicht, wenn es dort keine Arbeit mehr gibt, sondern bleiben. Soziale Wohltaten des Staates töten zudem jede Motivation, sich anzustrengen. Die Schuld für alle Probleme wird immer bei anderen gesucht. Religion spielt ebenfalls eine Rolle, aber eher im Sinne von Aberglauben. Ein konsequenter religiöser Glaube wirkt in diesem Milieu stabilisierend.

J.D. Vance hatte das Glück, zwei Großeltern gehabt zu haben, die ihm die nötige Stabilität und die nötigen Impulse geben konnten, um sich aus dem Milieu zu befreien. Wir können J.D. Vance dabei zusehen, wie er sich Schritt für Schritt aus dem Sumpf befreit, dabei immer wieder Hilfe von anderen – und durch Zufälle – erfährt, und auch immer wieder umdenken und sich selbst hinterfragen muss. So praktisch und realistisch hat man das noch nicht gelesen. Es ist sehr überzeugend.

Sehr interessant auch zu lesen, wie J.D. Vance bei den Marines die nötige Charakterstärke erlernte. Spätestens hier wird sich auch ein Mittelschicht-Leser fragen: Warum habe ich solche Dinge nicht gelernt? Warum werden solche nützlichen Dinge nicht in der Schule gelehrt? Interessant auch der Werdegang von J.D. Vance an der Universität: Kommunikation und Beziehungen zu Menschen sind das A und O beim Fortkommen, nicht nur an der Uni. Besonders stark sind die Passagen, in denen J.D. Vance auch später noch erkennen muss, dass er immer noch schädliche Charakterzüge der Hillbillies in sich trägt, die je nach Gelegenheit emotional aus ihm hervorbrechen, obwohl er glaubte, bereits alles durchschaut zu haben.

J.D. Vance hat die Probleme seines Milieus in der Wissenschaft analysiert gefunden: Allerdings nicht für die Hillbillies, sondern für gewisse Milieus von Schwarzen in den USA. Es ist verblüffend, wie sich die Probleme gleichen. Als deutscher Leser kann man hinzufügen, dass es vergleichbare Probleme auch mit gewissen Milieus von Zuwanderern in Deutschland gibt. Vielleicht auch mit gewissen Milieus in Ostdeutschland oder generell in ökonomisch abgehängten Regionen in Deutschland, von denen es ja immer mehr gibt.

Welche politischen Lehren und Ratschläge zieht J.D. Vance aus seinen Erfahrungen? Erstens, dass es keine Patentlösungen gibt. Am Ende muss der Wille von den Betroffenen selbst kommen. Was man machen kann, ist, den Betroffenen immer wieder „kleine“ Anstöße und Hilfen zu geben, sich langsam, Schritt für Schritt, aus dem Sumpf herauszuarbeiten. Es gibt aber keine Garantie dafür, dass die Betroffenen die Anstöße und Hilfen auch aufgreifen. Man muss dennoch immer weitermachen mit den Anstößen und Hilfen. – Allzu großzügige soziale Wohltaten des Staates sind natürlich schädlich für die nötige Motivation, sein Leben zu ändern. – Schließlich plädiert J.D. Vance für die soziale Durchmischung von Stadtvierteln: Die Abgehängten dieser Welt brauchen Vorbilder für ein gelingendes Leben, an denen sie sich orientieren können. Leider geht J.D. Vance nicht darauf ein, dass die Mittelschicht kein Interesse an einer sozialen Durchmischung mit der Unterschicht hat, weil sie dabei nur Nachteile erfährt.

Fazit

Mit Hillbilly-Elegie hat J.D. Vance ein großes Lehrstück über das wahre Wesen von sozialen Unterschichten geschrieben, das praktisch überall auf der Welt anwendbar sein dürfte. Dabei zertrümmert J.D. Vance die typischen Mythen von Sozialpolitikern, deren Lösungsvorschläge im wesentlichen darauf hinauslaufen, Geld in die Unterschichten zu pumpen. Es fehlt aber nicht zuerst an Geld, sondern vor allem am richtigen Bewusstsein. Soziale Durchmischung und gute Schulen helfen mehr als jede Sozialhilfe. Ebenso ein enger Zusammenhang von Fördern und Fordern, bei der das Fordern nicht zu klein geschrieben wird.

Speziell für die Probleme der Zuwanderung – über die J.D. Vance sich in diesem Buch nicht äußert – kann man aus den Ausführungen von J.D. Vance schließen, dass man nur so viele Zuwanderer gut integrieren kann, solange eine gute soziale Mischung gewährleistet werden kann. Es gibt also eine Obergrenze für Zuwanderung, und sie wird nicht durch Geld bestimmt, sondern durch das schiere Zahlenverhältnis von Einheimischen und Zuwanderern.

Man würde wünschen, dass jeder Sozialpolitiker und überhaupt jeder Linke dieses Buch liest. Vor allem aber möglichst viele junge Menschen aus der Unterschicht. Doch auch der Mittelschicht-Leser wird im Laufe der Lektüre dazu angeregt, über seinen eigenen Werdegang nachzudenken. Denn wir alle leiden unter falschen Denkmustern, die unser Herkunftsmilieu mit sich brachte, wenn auch nicht so stark wie im Hillbilly-Milieu.

Eine Frage, die J.D. Vance nicht aufwirft, ist die Problematik einer allzu großen Anpassung an ein Aufsteigermilieu. Es ist sicher richtig, dass man mit Kommuikation und Beziehungen nach oben kommt, aber allzu große Anpassung und Aalglattheit bergen natürlich die Gefahr, die eigene Seele zu verkaufen und zu einem Anzug ohne Inhalt zu werden. Über diese Balance hätte J.D. Vance mehr sagen sollen.

Die Hillbilly-Elegie von J.D. Vance ist alles andere als ein typisches Politiker-Buch voller Worthülsen und leerer Euphorie, sondern wahrhaft lesenswert und bereichernd. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass J.D. Vance dieses Buch schrieb, bevor er in die Politik einstieg.

Bewertung: 5 von 5 Sternen.

Frank Kolb: Tatort „Troia“ – Geschichte, Mythen, Politik (2010)

Troja als Trojanisches Pferd der Türkei zum EU-Beitritt

Dieses Buch ist ein absolutes must-read für jeden historisch Interessierten. Frank Kolb entlarvt einen hochexplosiven Cocktail aus politischen und wirtschaftlichen Interessen, Verbiegungen und Fälschungen von Grabungsergebnissen und deren Deutung, bis hin zur Bedienung von Zeitgeist und Wunschdenkens des Publikums.

Grundlage

Wer verstehen will, was bei der Troja-Grabung schiefgelaufen ist, muss sich zunächst etwas mit der türkischen Staatsideologie vertraut machen: Atatürk schuf gewissermaßen eine Neugründung des osmanischen Vielvölkerstaates im Kleinformat, nämlich beschränkt auf die anatolische Halbinsel. Gemäß der neuen Ideologie des „Anatolismus“ gäbe es von Urzeiten an eine gemeinsame „anatolische“ Identität aller Völker auf türkischem Staatsgebiet. Auf diese Weise vereinnahmt die Türkei kulturell alles für sich, was auf ihrem Staatsgebiet jemals geschah: Die neolithische Agrarrevolution in der Jungsteinzeit, das Hethiterreich, aber auch die ionischen Naturphilosophen, Herodot von Halikarnassos oder Homer und eben Troja. Indem man Homer nicht zuerst als griechisch sondern als „anatolisch“ definiert, kommt man zu der (selbst dann noch ziemlich kurzschlüssigen) Behauptung, dass die griechische Kultur ihre Blüte allein der anatolischen Kultur verdanke. Kurz: Man beansprucht nichts weniger als die Wiege der Menschheitskultur, der Zivilisation schlechthin zu sein.

Gemäß der türkischen Staatsideologie steht die „Zivilisation“ über den einzelnen „Kulturen“, die gleichberechtigt nebeneinander leben würden. Diese scheinbare Selbstbescheidung der türkisch-islamischen Kultur als eine Kultur neben anderen im eigenen Land findet in der Realität natürlich nicht statt, wie das in allen Vielvölkerstaaten so üblich ist: So wie in der Sowjetunion unausgesprochen die russische Kultur die Leitkultur war und so wie in Jugoslawien Serbien den Ton angab, so ist in der Türkei natürlich eine massive türkisch-islamische Leitkultur am Werke. Der „Anatolismus“ ist nicht nur eine völlig ahistorische Konstruktion, sondern dient auch der Machtsicherung der türkisch-islamischen Leitkultur, die sich hinter einer offiziellen Ideologie von der Gleichberechtigung der Kulturen umso unhinterfragter ausleben kann, denn auf diese Weise muss man z.B. niemandem einen Minderheitenstatus einräumen. Der „Anatolismus“ existiert vor allem in den Köpfen von gebildeteren Türken, die breite Masse ist ohne ideologischen Umweg türkisch-nationalistisch orientiert.

Was hat das alles mit Troja zu tun?

Frank Kolb gibt uns die Antwort: Seit Manfred Korfmann 1988 in Troja zu graben begann, wurde die historische Interpretation von Troja und Homer Schritt für Schritt im Sinne des „Anatolismus“ umgebogen. Homer sei ein Anatolier, dem sich die europäische Kultur verdanke. Überhaupt müsse man die Entstehung der westlichen Kultur endlich „von Osten her“ verstehen lernen. Um den Mythos von Troja am Leben zu erhalten, wurde die Siedlung am Hissarlik zu einer bedeutenden „anatolischen“ Handelsmetropole hochgejubelt.

Der Sinn hinter all dem ist klar: Hier wollte sich die Türkei in ihrer Staatsideologie selbst bestätigt sehen und sich kulturell als ein Staat etablieren, der zur europäischen Kultur dazu gehört, ja mehr noch, der die Wiege der europäischen Kultur sei! Assistiert wurde Korfmann bei seinen Deutungen von dem Gräzisten Joachim Latacz, dessen Buch „Troia und Homer“ mit einer ganzen Reihe unhaltbarer Thesen zum Bestseller wurde.

Einflussnahme aus Politik und Wirtschaft

Laut Frank Kolb fanden die Ausgrabungen von Korfmann unter einem massiven politischen und ökonomischen Erwartungsdruck statt, und es sieht ganz so aus, als ob Korfmann das lieferte, was man von ihm erwartete. Dafür wurde Korfmann mit der türkischen Staatsbürgerschaft geehrt und bekam als zusätzlichen Vornamen den Namen „Osman“ verliehen. Deutsche Politiker mit Türkei-Ambitionen hofierten das SPD-Mitglied Manfred Osman Korfmann. Korfmann meinte, der Islam sei „nichts anderes als eine Reformation des Christentums.“ Auch „bezüglich der Blutcharakteristika“ (!) unterschieden sich die „heutigen Bewohner Anatoliens von den Europäern in Nichts“, meinte Korfmann, und lobte die „Bindungen an den Boden und seine Vergangenheit“ in der türkischen Kulturpolitik. Anstelle von Fachvorträgen habe Korfmann auch schon einmal längere Plädoyers für den EU-Beitritt der Türkei gehalten.

Hauptfinancier der Ausgrabungen Korfmanns sei die DaimlerChrysler AG gewesen, die einerseits in der Türkei ökonomisch sehr engagiert ist, andererseits mit Edzard Reuter einen Vorstandsvorsitzenden hatte, der über seine Familiengeschichte eng mit der Türkei verbunden war. Der Konzernsprecher sagte laut Kolb: „Wie er (Korfmann) es versteht, die Geschichte Troias immer wieder auch als ‚anatolische‘ Geschichte zu erzählen, fällt auch auf den Sponsor DaimlerChrysler … ein Gewinn an Glaubwürdigkeit, der angesichts des wirtschaftlichen Engagements des Konzerns in der Türkei, aber auch angesichts von drei Millionen in Deutschland lebenden Türken gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.“ Und: „Das homerische Troia ist für viele auch der erste Ort, der Ort nämlich, von dem aus man das Abendland, seine Literatur, seine Kultur, ja seinen Geist verstehen muss“. An Heinrich Schliemann habe der Konzernsprecher gelobt, dass dieser „möglicherweise angebrachte methodische oder wissenschaftliche Hinterfragungen hinter die Public-Relation-Notwendigkeit zurückstellte“, und: „Die Erfolgskontrolle des Sponsoring … ist die Medienresonanz.“

Die unerwünschte Kritik

Es ist klar, dass wissenschaftliche Kritiker, die das politisch erwünschte Traumbild angreifen, auf massiven Widerstand stoßen. Der Hügel von Hissarlik war nachweislich keine große Handelsmetropole und lag auch nicht an großen Handelsrouten. Es war vielmehr, so Kolb, eine erstaunlich unbedeutende „Burgsiedlung“. Das Projekt von Korfmann hat, so zeigt es Kolb, Grabungsergebnisse überinterpretiert und teilweise auch verfälscht.

Es ist überhaupt sehr zweifelhaft, ob der Trojanische Krieg um diesen Hügel geführt wurde, und nicht erst in mythischer Rückschau von einem Ort in Griechenland aus einer ferneren Vergangenheit an diesen erst später von Griechen besiedelten Ort transferiert wurde, wie es die historisch-kritische Textkritik glaubwürdig herausgearbeitet hat. Auch sind die östlichen Einflüsse bei Homer in der Wissenschaft schon längst bekannt, sie dürfen jedoch auch nicht übertrieben werden. Eine Einordnung von Troja und Homer als „anatolisch“ ist wissenschaftlicher Unsinn wie das ganze Konzept des „Anatolismus“. Frank Kolb kann das alles sehr überzeugend darlegen und belegen. Sein Buch ist auch fachlich äußerst lesenswert, es ist keineswegs nur eine wissenschaftspolitische Polemik. Zahlreiche Fußnoten lassen keine Wünsche nach Belegen und Literatur offen.

Politischer Gegenwind

Latacz schrieb zu dieser Kritik: „Ankara … ist, wie ich höre, über diesen unnützerweise vom Zaun gebrochenen Streit nicht erfreut. Es wäre nicht gut, wenn wir in politische Verwicklungen geraten würden mit der Türkei.“ Die türkische Altertumsbehörde bezeichnete die Kritik von Frank Kolb als Beleidigung des türkischen Staates. Ein Museumsdirektor, der Kritiker zu einer Podiumsdiskussion einlud, sei von Bundestagsabgeordneten damit bedroht worden, seinen Posten zu verlieren, sollte der die Einladung nicht rückgängig machen.

Bei der FAZ wurde die Kritik laut Frank Kolb zunächst abgewimmelt, u.a. von Patrick Bahners. Patrick Bahners schrieb damals an Kolb: „Ihre Vorwürfe … sind so abwegig, dass die Leser an unserem Vertrauen in die eigene Berichterstattung zweifeln müssen, würden wir solche Gegenreden publizieren.“ In dem Artikel „Warum Däniken?“ in der FAZ vom 11.10.2001 polemisierte Patrick Bahners dann gegen die Kritiker. Es handelt sich um denselben Patrick Bahners, der später Chef des FAZ-Feuilleton wurde und im Jahr 2011 mit dem unsäglichen Buch „Die Panikmacher“ an die Öffentlichkeit trat, in dem er berechtigte Islamkritik ganz im Sinne des türkischen Ministerpräsidenten Erdogans als intolerante Panikmache abqualifizierte.

Zangger und Atlantis

Eberhard Zangger vermutete bereits vor Korfmann, dass es am Hügel von Hissarlik eine große Unterstadt gäbe, und verknüpfte diese Idee mit der These, dass mit Platons Atlantis das bronzezeitliche Troja gemeint gewesen sei. Mit beiden Ideen lag Zangger falsch, doch griff Korfmann die irrige Idee von der Unterstadt später auf, ohne Zangger als Quelle anzugeben, so Kolb. Vielmehr war Zangger mit dem Vorwurf abgetan worden, er sei ein „Däniken“. Aber die Idee mit Atlantis und die daraus entstehende Kritik von Zangger an Korfmann war ein erster und öffentlichkeitswirksamer Querschläger gegen Korfmanns Deutungshoheit, mit dem Korfmann so wohl nicht gerechnet hatte.

Zanggers Atlantis-These ist zwar falsch, aber sie war fachlich eben doch viel zu gut und zu niveauvoll, so dass sie im Zusammenprall mit Korfmanns fragilen Thesen für ersten Zündstoff sorgte. Was Kolb so nicht darstellt, weil es nicht sein Thema ist: Die Zangger-Debatte hat auch eine enorme Bedeutung für die Atlantis-Forschung: Zangger hatte einen Maßstab für eine realistische Atlantisthese gesetzt, und damit einen wichtigen Beitrag geleistet, eine teils sehr pseudowissenschaftlich abgehandelte Fragestellung wieder ein gutes Stück näher an die Wissenschaft heranzuführen.

Fazit

Frank Kolb hat ein ganz großes Lehrstück geschrieben über die Verfälschung von Wissenschaft unter dem Einfluss von politischen und ökonomischen Erwartungshaltungen, und wie schwierig es ist, sich bei Medien und Publikum Gehör zu verschaffen und wissenschaftlichen Standards zur Geltung zu verhelfen. Es ist ebenso ein Lehrstück darüber, welche Fehler man bei der Interpretation alter Texte im Lichte von Ausgrabungsfunden nicht machen sollte; der historische Kern alter Texte kann manchmal gefalteter und geschachtelter sein, als man meint. Ohne eine fundierte historisch-kritische Textinterpretation hilft einem keine Ausgrabung weiter. Konkret konnte man wieder einmal einiges darüber lernen, wie tief sich türkische Interessenpolitik in Politik, Wirtschaft und Kultur Deutschlands hineingefressen hat.

Bewertung: 5 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 07. April 2011)

Norbert Bolz: Das Wissen der Religion – Betrachtungen eines religiös Unmusikalischen (2008)

Allzu plumpe Religionsverneinung ist auch nicht rational

Sprache und Stil: Bolz spricht teilweise nicht sachlich und begründend, sondern in mythischer Sprache, in Andeutungen oder schwärmerisch. Auf diese Weise wird manches Richtige, was er zum Ausdruck bringen will, beschädigt. Bolz „raunt“ häufig, wie man es aus religiös motivierten Texten unserer Tage her nur allzu gut kennt; das kommt beim skeptischen Leser gar nicht gut an.

Geistesgeschichte überbewertet: Es ist ja richtig, dass Bolz die Geistesgeschichte anführt, um die allgemeinen Denkstrukturen der Gesellschaft kenntlich zu machen. Aber als Grund und Maßstab für das eigene Denken kann die Geistesgeschichte nicht dienen. Ich persönlich glaube doch nicht an x, nur weil sich x in der Gesellschaft als Denken entwickelt hat oder so und so bewährt hat. Etwas muss für mich ganz allein wahr sein, nicht allgemein oder bewährt, damit man es glauben kann. Diese persönliche, existentielle Perspektive kommt bei Bolz oft zu kurz.

Religion und Metaphysik werden bei Bolz nicht sauber unterschieden. Manches wäre richtig, wenn man es auf eine philosophische Metaphysik bezöge. Aber wenn man denselben Gedanken mit Religion statt Metaphysik formulliert, dann macht man eine viel zu weitgehende Aussage.

Alles in allem ein anregendes, aber über weite Strecken auch schwierig geschriebenes und deshalb anstrengend zu lesendes Buch, das gute Gedanken nicht sauber genug darlegt und eine viel zu große Nähe zur Religion pflegt; wer sich noch nie mit dieser Perspektive beschäftigt hat, sollte es lesen, aber die Wahrheit ist jenseits von Bolz und seinen Gegnern zu finden: Zwischen allen Stühlen.

Bewertung: 3 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 26. Februar 2012)

Ronald B. Schill: Der Provokateur – Autobiographie (2014)

Tapferer Einzelkämpfer scheiterte an linksliberalen Eliten und „Parteifreunden“

Dieses Buch wurde anlässlich Ronald B. Schills Aufenthalt in einem Fernsehcontainer über zehn Jahre nach seinem politischen Engagement geschrieben. Obwohl dieses Buch – offenbar im Hinblick auch auf ein wenig anspruchsvolles Publikum – in einfacher Sprache geschrieben wurde und teilweise auf Provokation getrimmt ist, ist es doch sehr lesenswert.

Ronald B. Schill beschreibt, wie er als Richter die linksliberalen Missstände in Politik, Justiz und Medien hautnah erlebte. Wie er dagegen vorging. Wie die Medien ihn zu Unrecht verleumdeten. Dass Schill damals tatsächlich kein Kokain nahm. Wie er Reden vor CDU-Ortsverbänden hielt und schrittweise in die Rolle des Politikers rutschte, und schließlich die Gelegenheit ergriff, etwas zu verändern.

Wir lesen von den typischen Problemen beim Aufbau einer Partei: In der AfD ist es heute genau dasselbe. Wir erfahren von der Verfilzung von SPD-Parteimitgliedern in Ministerien und Behörden, und wie sich die Bundesländer gegenseitig in Reformen blockieren: Hätte Schill die Farbe Blau für die Polizei nicht im Alleingang durchgesetzt, gäbe es sie bis heute nicht.

Wir erfahren die Gründe für Ronald B. Schills Scheitern: Schill war als Person ganz auf Hamburg eingestellt, dies war seine Welt. Die Ausdehnung auf die Bundestagswahl wurde ihm von der eigenen Parteibasis aufgezwungen und war eine Überdehnung. Schill fand auch keine Überläufer aus der Elite, die ihn unterstützt hätten, und allein war er auf Dauer chancenlos. Einzig das SPD-Mitglied Walter Wellinghausen sprang ihm als Anwalt und rechte Hand bei. Eigene „Parteifreunde“ verschworen sich schließlich mit Beust gegen ihn. Nachdem die Medien ihn auch nach überstandener Kokain-Verleumdung nicht in Ruhe ließen, habe Schill begriffen, dass er nur scheitern kann, und habe von da an seinen politischen Tod gesucht – schreibt er.

Wir erfahren, dass Schill das Narkosegas aus Russland wollte, um darauf aufbauend etwas besseres zu entwickeln, und wie die Medien die russische Führung wegen des Einsatzes dieses Gases verurteilten, aber bald darauf nicht in vergleichbarer Weise kritisierten, als bei einer weiteren Massengeiselnahme von Schulkindern kein Narkosegas einsetzt wurde und eine viel größere Zahl von Geiseln, wohlgemerkt: Schulkinder, ums Leben kam. Wir denken noch einmal an Schills großartige Weigerung, einen Staatskirchenvertrag mit der evangelischen Kirche zu schließen, der den häufig nichtchristlichen Steuerzahler weitere Unsummen gekostet hätte.

Wir erleben noch einmal mit, wie Schill im Bundestag am 29. August 2002 von den herrschenden Eliten auf verfassungswidrige Weise das Wort abgeschnitten wurde, und wie Beust ihn daran hinderte, eine legitime Verfassungsklage dagegen einzureichen. Schill nennt seine Rede im Bundestag selbst Skandalrede, aber nicht wegen dem abgeschnittenen Wort, sondern weil er sie bewusst provokativ angelegt haben will. Aber eigentlich war die Rede nur wahr – wo Missstände sind, ist die schlichte Wahrheit provokativ. Schließlich hat Ronald B. Schill ungewollt die Kanzlerschaft von Edmund Stoiber verhindert. Die 0,8% überzeugten Schillwähler bei der Bundestagswahl haben das bewirkt. Schill mag es damals nicht gewollt haben, im Rückblick war es aber dennoch ein Erfolg, ein Schlag gegen das eingefahrene Establishment, zu dem Stoiber fest dazu gehörte, wie man spätestens heute weiß.

Schill stellt manches anders dar, als es war

Die Springerpresse, die in Hamburg auch lokal vertreten ist, hatte Schill nämlich zunächst gestützt! Immer wenn andere Medien Vorwürfe brachten, brachte die Springerpresse eine Verteidigung. Ungefähr zwei Wochen vor Schills Sturz jedoch schaltete sie um und griff Schill an, so sagt es jedenfalls die Erinnerung des Rezensenten. Schill selbst hingegen schreibt, Beust hätte schon seit der Bundestagsrede nach einer Gelegenheit für seinen Sturz gesucht. Von einer guten Kooperation mit der Springerpresse schreibt Schill nur ganz kurz im Zusammenhang mit seiner Zeit als Richter.

Gestürzt ist Ronald B. Schill, als Beust ihm seine „rechte Hand“ Wellinghausen wegen einer Lappalie wegnehmen wollte. Der Tipp dazu kam angeblich von der CSU, die wegen der verpassten Kanzlerschaft Rache üben wollte. Schill reagierte damit, Beust vorzuhalten, dass auch er eine „Spezlwirtschaft“ am Laufen hatte (nämlich mit Roger Kusch). Doch Schill betont seltsamerweise nicht den großen Unterschied zwischen einem politischen Unterdrucksetzen wegen einer Spezlwirtschaft (die zufälligerweise eine schwule Spezlwirtschaft ist), und einem politischen Unterdrucksetzen gezielt wegen Homosexualität. Ersteres ist völlig legitim und gehört zum politischen Geschäft. Schill lässt aber den Eindruck bestehen, als habe er Beust damit erpresst, ihn als schwul zu outen. Das war aber nicht der Fall. Beust hat sich schließlich ohne Not selbst geoutet. Um Homosexualität ging es in Wahrheit gar nicht, auch wenn heute alle Medien dies so darstellen, und auch wenn sich ein katholischer Bischof aus Hamburg heuchlerisch gegen Schill stellte, um seine Kirche auf Kosten von Schill als „moderne“ Kirche zu profilieren. Warum Schill das hier nicht klarstellt, bleibt unklar.

Unklar ist auch, warum Schill seine Reaktion auf das Abschneiden seines Wortes im Bundestag selbst als „cholerisch“ bezeichnet. Er hatte dort recht besonnen reagiert, wenn man bedenkt, dass gerade die Verfassung gebrochen wurde. – Schließlich meint Schill, „sein Schwanz“ hätte ihn politisch am Ende zu Fall gebracht. Das ist grober Unfug. Was ihn politisch zu Fall brachte, sind ganz andere Dinge, siehe oben. Schill zeichnet in Teilen ein Zerrbild dessen, was war, und dieses Zerrbild ist nicht immer zu seinen eigenen Gunsten. Warum Schill das tut, bleibt unklar.

Schills unmoralischer Lebenswandel

Tatsächlich schildert Ronald B. Schill ein recht ungehemmtes Sexualleben mit ständig wechselnden Partnern, Ehebruch und Partnertausch. Zudem habe er schon immer die Droge Tavor genommen, um in kritischen Situationen konzentriert zu sein. Das alles ist natürlich unmoralisch. Aber es ist auch seine Privatsache.

Vor allem zeigt es auch, dass Schill eben kein „Ewiggestriger“ war, sondern ein sehr moderner Mensch, im Grunde fast ein „linker“ Mensch, der allerdings begriffen hatte, dass einige Dinge so nicht weiterlaufen können in diesem Staat. Bereits beim Kokainverdacht war klar, dass dieser gut erfunden ist, wenn es auch nicht wahr war.

Nebenbei bekommt man über Schills Eskapaden auch mit, wie es in „höheren“ Kreisen der Gesellschaft bisweilen so zugeht. Man möchte nicht dazugehören. Auch Beust soll es nicht minder wild getrieben haben, doch über dessen Privatleben berichteten die Medien nie.

Schluss

Ronald B. Schill steht für das erste Aufbäumen gegen die immer größer werdenden Missstände und Verfilzungen in Deutschland. Ronald B. Schill trieb die verfilzte Elite vor sich her, so dass diese sogar offenen Verfassungsbruch beging, um ihn und seine Wähler zu stoppen und von der legitimen demokratischen Teilhabe auszuschließen. Ronald B. Schills Name ist auf ewig mit der Ehre verbunden, für Demokratie, Rechtsstaat und das Gemeinwohl Schande, Verleumdung und soziale Ächtung nicht gescheut zu haben.

Gegen alle Verleumdungen, die bis heute darauf abzielen, ihn und seine Politik lächerlich zu machen, steht sein Werk unvergessen wie ein Fels in der Brandung, ein Mahnmal für Kommende. Denn auch das ist wahr: Mit seiner Parteigründung hat Schill den ersten Schritt dazu getan, die Opposition in Deutschland zu organisieren. Mitglieder der Schillpartei gingen später auch zur (kläglich an sich selbst scheiternden) „Freiheit“ und zur AfD. (PS 25.05.2018: die inzwischen auch kläglich an sich selbst gescheitert und zur rechtsradikalen Partei geworden ist.)

Bewertung: 4 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 26. September 2014)

Niccolò Machiavelli: Der Fürst (1513)

Der erwartete Klassiker mit Einsichten am Rande

Das bekannte Buch von Machiavelli liest sich recht schnell und bietet im Original tatsächlich ungefähr das, was man überall darüber lesen kann: Es ist eine Anleitung für Fürsten, wie sie die Macht erlangen und erhalten, wobei die Wahl der Mittel ohne Rücksicht auf moralische Bedenken geschieht. Auch der immer wieder zitierte Rat kommt vor, dass man den Untertanen nicht an den Geldbeutel oder die Frau gehen soll, was fast schon tröstlich ist, da dadurch eine gewisse Grenze und ein gewisser Schutz für die Untertanen vor ihren Fürsten definiert wird, auch wenn es ein rein egoistischer Rat ist.

Der Gipfel der Skrupellosigkeit ist der Mord von Cesare Borgia an diversen Verschwörern in Senigallia 1502, wohin er sie eingeladen hatte. Machiavelli stellt diese Beseitigung von Rivalen als herrschaftssichernde Maßnahme dar, die sehr erfolgreich und deshalb legitim war.

Interessant ist das „Schachspiel“ der Mächte untereinander: Wer mit wem gegen wen, und wie man jemanden in Schach hält, oder ihn unfreiwillig zur Eroberung einlädt usw. Hier können naive Menschen gut lernen, dass gutgemeinte Taten oft das Gegenteil dessen zur Folge haben, was beabsichtigt war. Man bekommt zudem Einblicke in die politischen Verhältnisse im Italien der damaligen Zeit: Franzosen, Venezianer, der Papst … alle ringen um Einfluss und Herrschaft.

Interessant sind auch die Ratschläge, wie man verschiedene Länder zu einem Land zusammenschließt. Der Fürst sollte entweder Teile der Bevölkerung umsiedeln, oder seine Residenz im neu eroberten Gebiet nehmen. Republiken könne man nur durch Zerstreuung der Bevölkerung dauerhaft in den Griff bekommen, weil die Erinnerung an die einstige Freiheit zu stark ist. Für die Konstrukteure des EU-Überstaates sind hier wertvolle Einsichten zu finden, die zeitlos gültig sind.

Der viel beschworene Begriff der „virtù“ fiel mir bei der Lektüre der Übersetzung nicht auf. Vermutlich fällt er bei Machiavelli in einem eher unscheinbaren Nebensatz, und man muss schon einen Blick dafür haben, dies zu erkennen und die Neuerung im Denken darin zu sehen. Das Denken Machiavells ist sicher eine Befreiung gegenüber einem scholastischen Denken, aber es ist andererseits doch wieder zu zügellos.

Bewertung: 5 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 12. Dezember 2017)

Joachim Nikolaus Steinhöfel: Die digitale Bevormundung – Wie Facebook, X (Twitter) und Google uns vorschreiben wollen, was wir denken, schreiben und sagen dürfen (2023)

Einblick in die aktuelle Repression der Meinungsfreiheit

Joachim Nikolaus Steinhöfel ist ein Anwalt, der sich dem Kampf für die Meinungsfreiheit verschrieben und dadurch Berühmtheit erlangt hat. In zahlreichen Gerichtsverfahren durchleuchtete und durchkreuzte er die real existierenden Formen der Meinungsrepression in Deutschland. Die Verfahren und die Erkenntnisse, die Steinhöfel daraus gezogen hat, dokumentiert er in diesem Buch.

Grundsätzlich ist die Meinungsfreiheit in Deutschland und Europa tatsächlich in Gefahr. Die Meinungsfreiheit wird dabei nicht unbedingt offen und direkt, sondern indirekt und schleichend unterminiert. Ganz so, wie Karl Jaspers schon 1966 konstatierte: „Die Tendenz, eine Zensur auszuüben im Interesse der autoritären politischen Herrschaft, nimmt zu. Sie zeigt sich heute durch indirekte Maßnahmen.“ Auch, um die Systematik hinter den Einzelfällen zu erkennen, ist dieses Buch äußerst wertvoll. – Steinhöfel bringt u.a. folgendes zum Vorschein:

Die Plattformen

  • Große Plattformen wie facebook, Twitter (X), Google & Co. werden von linksorientierten CEOs und Machern beherrscht.
  • Die Meinungsfreiheit müsste auch auf diesen Plattformen gelten, da sie groß sind und das Feld des gesellschaftlichen Meinungsaustausches beherrschen, doch statt nach dem Strafgesetz wird mit schwammigen Begriffen wie „Hass und Hetze“ und mit einem „Hausrecht“ operiert.
  • Diese Plattformen zensieren gerne gemäß des vorherrschenden linken Zeitgeistes. Für den Moment bedeutet dies: „Rechte“ werden gegängelt, „Linke“ und Islamisten haben freie Bahn. Wenn der vorherrschende Zeitgeist dreht, kann es morgen schon wieder anders sein.
  • Schreckliche Doppelstandards werden sichtbar: „Linke“ dürfen oft etwas, was „Rechte“ nicht dürfen.
  • Teilweise wird auf Zuruf von Regierungen oder „linken“ pressure groups Zensur ausgeübt, völlig willkürlich und gegen jede demokratische Gepflogenheit.
  • Die Plattformen binden vom Staat per Gesetz gewollte „Faktenchecker“ ein, die Zensur ausüben, und zwar sichtlich einseitig.
  • Auf bloßen Verdacht hin werden zahllose Postings durch automatische Erkennung gelöscht; wiederhergestellt werden jedoch nur die Postings, gegen deren Löschung umständlich geklagt wurde. Alle anderen bleiben gelöscht.
  • Gegen Klagen wird der Rechtsweg von diesen Plattformen bis zum Geht-nicht-mehr ausgeschöpft, auch wenn es absurd ist. Offenbar, um die Gegenseite zu zermürben.
  • Sich selbst verstecken diese Plattformen vor dem rechtsuchenden Bürger häufig über Adressen in Irland u.a. Tricks.
  • Die Plattformen unterdrücken auch wichtige, wahlentscheidende Nachrichten, wie z.B. die von Hunter Bidens Laptop.
  • Zensiert werden auch völlig harmlose Dinge, wie Sheepworld-Karikaturen, Gemälde von Pieter Bruegel d.Ä. oder historische Zitate von Heinrich Heine.
  • In der Corona-Krise wurde alles zensiert, was nicht der vorgegebenen, staatlichen Linie entsprach.
  • Besonders unangenehm wird es – unter demokratischen Gesichtspunkten – wenn die Zensur alternative Medien trifft, wie z.B. die „Achse des Guten“ oder Julian Reichelt von Nius.

Die Gerichte

  • Es gibt tatsächlich nicht wenige Richter, die ihr Handwerk verstehen und gutes Recht sprechen. Das ist eine der guten Nachrichten dieses Buches.
  • Es gibt aber auch Gerichte, die inkompetent und voreingenommen urteilen. Das wird hier dokumentiert.

Der Staat

  • Politiker gehen als Minister gegen unliebsame Meinungen mit Anwälten vor. Dabei geht der Politiker kein Risiko ein, denn die Prozesskosten werden im Notfall vom Steuerzahler übernommen. Der beklagte Bürger oder Journalist jedoch trägt das volle Prozesskostenrisiko auf eigene Kosten.
  • Der Staat finanziert sogenannte „Faktenchecker“, d.h. regierungsnahe Organisationen, die per Gesetz in Plattformen als „Faktenchecker“ zum Einsatz kommen. Darunter so zwielichtige Organisationen wie Correctiv.
  • Das deutsche Netzwerkdurchsetzungsgesetz wird als verfassungswidrig entlarvt. Es wurde von zahlreichen autoritären Staaten kopiert. In Zukunft wird es den Digital Services Act DSA der EU geben, der noch schlimmer ist (mit „Trusted Flaggern“).
  • Der erste offiziell registrierte „Trusted Flagger“ in Deutschland ist die „Meldestelle Respect!“, deren Symbol ein roter Stern ist.
  • Eine entsprechende Organisation aus den USA ist Newsguard, die offenbar eng mit der Pharma-Lobby verbandelt ist und bis nach Deutschland hinein agiert.

Was fehlt

  • Nicht in diesem Buch besprochen wird der neue Majestätsbeleidigungsparagraph 188, nach dem völlig groteske Hausdurchsuchungen und Urteile gegen unbescholtene Bürger ergehen. Stichwort „Schwachkopf“.
  • Die Problematik von Upload-Filtern wird nicht thematisiert.
  • Ebenso fehlt der Schwenk der großen Plattformen durch den Kauf von X (Twitter) durch Elon Musk 2022 und durch den Amtsantritt von Donald Trump 2025. Hier wäre insbesondere die Rede von Mark Zuckerberg vom 07. Januar 2025 zu nennen, der ankündigte, in Zukunft keine Faktenchecker mehr zuzulassen, sondern auf mehr Freiheit und Selbstregulation zu setzen.
  • Auch weiterführenden Gedanken fehlen in diesem Buch: Letztlich hat sich in Deutschland und Europa eine Kaste von Politikern, Journalisten und anderen Linksliberalen herausgebildet, die dem eigenen Volk nicht mehr traut. Die deshalb auch den Grundgedanken der Demokratie gerne aushebeln möchte. Dazu muss vor allem die Meinungsfreiheit ausgeschaltet werden. Aber eine Demokratie verträgt sich grundsätzlich nicht mit der Herausbildung einer vom Volk abgehobenen Kaste.

Fazit

Wer die alternativen Medien über die Jahre aufmerksam mitgelesen hat, kennt fast alles schon, was Steinhöfel hier ausbreitet. Als Zusammenfassung, Überblick und dauerhafte Dokumentation für alle Zukunft ist das Buch hervorragend geeignet. Hinzu kommt das Lesevergnügen, denn Steinhöfel stellt die Fälle mit seinem ganz eigenen, trockenen Humor dar. Das Vorwort hat Henryk M. Broder geschrieben. Ein systematischer Überblick über alle Probleme mit sozialen Netzwerken ist das Buch aber nicht.

Bewertung: 4 von 5 Sternen.

Heinrich Heine: Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland (1834)

Anregende und wirkmächtige Geistesgeschichte Deutschlands

Heinrich Heines „Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland“ von 1834/5 ist aus mehreren Gründen absolut lesenswert: Zum einen, weil es eine sehr persönliche Sicht auf den Verlauf der Geistesgeschichte in Deutschland bietet, die durch Ehrlichkeit, Individualität und Offenheit überzeugt. Hier geht es nicht darum, Objektivität vorzutäuschen, sondern hier sagt jemand seine Meinung, und der Leser ist zum Selberdenken aufgefordert. Auch dort, wo man die Darstellung für zu oberflächlich und einseitig hält, hat Heine doch immer einen guten Punkt getroffen. Heine hat hier einige Einsichten mit Worten geprägt, die fast zu Sprichworten geworden sind.

Zum anderen sollte man dieses Buch deshalb lesen, weil es von vielen gelesen wurde, und ein Bild der deutschen Geistesgeschichte erzeugt hat, das von vielen geteilt wird. Auch und gerade, weil es auch Fehler hat, sollte man um die Wirkmächtigkeit dieser Irrtümer wissen. Schließlich ist Heines Werk aber auch ein Zeitdokument, das einem die Augen öffnet, wie die Dinge in den damaligen Zeiten gelaufen sind – und wie sie wohl zu allen Zeiten laufen bzw. laufen könnten.

Für Heinrich Heine mündet die Reihe Kant, Fichte, Schelling, Hegel in Pantheismus, in „Naturphilosophie“. Im Pantheismus, in der Romantik, lebt auch das alte Germanentum wieder auf, während die Juden als „Schweizergarde des Deismus“ nicht in das pantheistische Bild passen. Heine weiß, dass in der Naturphilosophie auch Gefahren liegen: Das Wiederaufleben der „Berserkerwut“ des Germanentums aus „tausendjährigem Schlummer“. Man meint, eine Prophezeiung auf Marx und Hitler zu lesen.

Hier gibt es eigentlich keinen Grund für Optimismus und Fortschrittsglaube. Es ist unverständlich, wie Heine den Gang der Geistesgeschichte einschließlich ihrer Gefahren so beschreiben kann, aber dann relativ optimistisch dabei ist. Heine hätte hier die Frage nach einer besseren Alternative stellen müssen. Aber das tut er nicht. Heine scheint vielmehr im Ganzen recht einverstanden zu sein mit der „Naturphilosophie“. Die Gefahren scheint er nicht ernst zu nehmen.

In diesen Zusammenhang muss wohl auch die Aussage Heines eingeordnet werden, dass er das Christentum selbst dann noch erhalten wollte, wenn der Glaube geschwunden ist. Das ist eine sehr unphilosophische Aussage. Hier wird deutlich, dass Heine selbst kein ganz klarer Kopf ist. An anderer Stelle äußert er, wie ihm unwohl ist, wenn Kant Gott seziert; damit zeigt er eine unphilosophische Religiosität. Von diesem Punkt aus lassen sich Heines Irrtümer und Fehlurteile verstehen.

Hierher gehört wohl auch, dass Heine seinen eigenen Fortschrittsoptimismus ein wenig relativiert, ohne ihn im Kern zu hinterfragen. Man kann sicher sein, dass Heine vor ideologischem Handeln und Fanatismus zurückgeschreckt wäre. Aber Heine mäßigt seinen Optimismus nur, statt dass er ihn grundsätzlich hinterfragt. Auch hier wird die Gefahr von Heine gesehen, aber kleingeredet. Eine bessere Alternative zum naiven Fortschrittsoptimismus wird nicht gegeben. Heine ist ganz offenkundig fasziniert von dem Neuen und will daran nur das vermeintlich Gute sehen. Heinrich Heine ist einer der ersten, die die Greuel von Kommunismus und Nationalsozialismus vor lauter Faszination nicht sehen wollten – wenn auch nur auf einer theoretischen Ebene.

Die Aufgabe des modernen Lesers ist es, sich dieser Faszination Heinrich Heines zu entziehen, und bessere Alternativen zu suchen.

Interessant die Aussagen über das deutsche Wesen: Methodisch, gründlich, langsam, auch im Hass, und mit einer Wirkung aufgrund der Gedankentiefe, die die Welt erschüttern wird. Die Deutschen sind generell langsam, wenn sie aber einmal eine Bahn eingeschlagen haben, verfolgen sie diese bis zum Ende.

Ein Irrtum ist u.a. die Auffassung, dass es eines Luthers bedarf, um etwas zu bewegen, und dass ein Erasmus und Melanchthon es allein nicht geschafft hätten. Denn Heine selbst spricht später davon, dass Kant und seine Nachfolger eine Wirkung entfalten würden, gegen die die französische Revolution nichts sei.

Bewertung: 3 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 29. August 2014)

« Ältere Beiträge