Kategorie: Roman (Seite 11 von 12)

Charles Dickens: A Tale Of Two Cities (1859)

Charakter ist alles, die Handlung ist nichts

Der Roman „A tale of two cities“ von Charles Dickens soll eines der am weitesten verbreiteten Bücher überhaupt sein. Vom Inhalt her ist das nicht gerechtfertigt. Der Inhalt ist nämlich ein wenig einfach gestrickt. Es geht um Franzosen, die noch vor der Revolution zunächst in London Zuflucht vor dem Ancien Regime finden, dann zurückkehren, und in die Mühlen der Revolution geraten. Dabei kommt es zu einem spektakulären Platztausch: Einer geht anstelle eines anderen unter die Guillotine. Der Titel ist eher irreführend, London und Paris sind nur die Schauplätze, werden aber nicht tiefergehend gegeneinander ausgespielt.

Der Roman zeichnet sowohl Ancien Regime als auch Revolution etwas simpel. Im Hintergrund steht unausgesprochen die Theorie, dass Adlige und Nichtadlige sich gegenseitig als rassisch verschieden ansehen. Die Adligen betrachten die Nichtadligen als „Hunde“, die Nichtadligen wollen hingegen auch die Kinder von Adligen töten, weil sie eben von deren Blut seien. Es gab diese rassische Theorie damals wirklich, aber angeblich soll sie eher am Rande eine Rolle gespielt haben. Vermutlich hat der Schrecken der Revolution in England dazu geführt, dass man die französische Revolution in der Wahrnehmung in diesem Sinne überzeichnete.

Der eigentliche Wert des Romans liegt wohl eher in seinen Charakterzeichnungen, und den Wertsetzungen, die damit verbunden sind. Der Roman ist gewissermaßen eine Schule des englischen Charakters und eine Erziehung zum Gentleman. Charakter und Moral scheinen überhaupt Themen von Charles Dickens zu sein, wie man auch an seinem „Christmas Carol“ sehen kann. Außerdem entfaltet sich der unverwechselbare Stil von Dickens, mit seinen Kaskaden von Attributen, die er immer wieder effektvoll anbringt, um eine dramatische Betonung auf etwas zu setzen, was ihm wichtig ist.

Fazit:

Alles in allem lesenswert bzw. hörenswert als ein wichtiges Werk englischer Literatur. Man achte dabei aber weniger auf die Handlung und die Historie, als vielmehr auf die Charakterstudien.

Bewertung: 4 von 5 Sternen.

(Geschrieben 21. August 2017)

Friedrich Hölderlin: Hyperion oder der Eremit in Griechenland (1797 / 99)

Hölderlins lesenswertes Genie-Drama mit fragwürdigem Ausgang

Hölderlins Briefroman „Hyperion“ will das Ganze des erhellten Menschen und seines Sinnes in der Welt fassen. Das Leben des Hyperion wird dazu in seinen verschiedenen Phasen nachgezeichnet, und die großen Themen des Werkes angeschlagen: Unerfahrene Jugend, die von einem Lebenslehrer (Adamas) zum Erwachsenenleben hinaufgezogen wird. Wahre Freundschaft, Zerstreitung, Wiederfindung und Versöhnung (Alabanda). Liebe zu einer Seele, die einen versteht (Diotima). Die Notwendigkeit der Hoffnung für das Leben. Der Wert der Begeisterung, der Harmonie mit dem Ganzen. Klage über das Fehlen eines solchen Geistes bei den Philistern von Smyrna oder den Deutschen. Skepsis gegen romantisches Schwärmen, harte Selbstkritik, Abwehr falscher Hoffnungen und allzu einfachen Glaubens. Abschied, Tod, Sinnlosigkeit. Das klassische Athen als Quelle der Erkenntnis für alle Weisheiten und Einsichten.

Hölderlin hat mit „Hyperion“ ein Werk voller Einsichten geschaffen, das den genialen Menschen in der Welt umfassend durchleuchtet und nicht zufällig in Griechenland angesiedelt ist. In einer schönen, klaren, oft schwärmerisch erscheinenden Sprache führt sich in Briefen ein keinesfalls willkürlich schwärmendes Leben vor Augen. Mehr als alles andere aber steht der begeisterungsfähige und intelligente Mensch, der natürlich-geniale Geist, in seiner Unverstandenheit bei seinen allzu praktischen oder allzu gläubigen Mitmenschen im Mittelpunkt. Nur wenige sind so, und nur wenige werden deshalb Hölderlins Hyperion begreifen können.

Gegen Ende des Romans entgleist Hölderlin die Situation und er scheitert daran, ein wirklich großes Werk geschrieben zu haben:

Was für Hyperion von Wert war in dieser Welt, zerrinnt ihm unter den Händen (Diotima, Alabanda), und er flüchtet sich aus Griechenland ins Land der geistlosen Deutschen in einen nun leider doch schwärmerisch zu nennenden Naturglauben: In der Natur sieht er alles aufgehoben, der Tod ist nichts vor der Natur. Mit diesem Naturglauben kehrt er dann als Eremit nach Griechenland zurück. Diese schwärmerische Wendung, diese Flucht ins Wünschenswerte, für dessen Realität er aber keinen Beleg und kein Argument bringt, außer der geahnten Geisterstimme von Diotima im Säuseln der Natur, nimmt dem Werk etwas von dem guten Eindruck, den es die meiste Zeit macht, denn die gesunde Skepsis wurde über Bord geworfen und Hoffnung ist hier nur für den Schwärmer zu sehen. Für intelligente Menschen, denen ihr Leben zerbricht, hat Hölderlin nur bedingt eine Antwort.

Goethes Faust II endet ebenfalls mit einer Aufgehobenheit nach dem Tode und einer Begrüßung durch das „Weibliche“, aber es ist eindeutig philosophischer und symbolischer, während Hölderlin zu konkret und zu oberflächlich bleibt. Zwischen philosophischer Metaphysik einerseits und schwärmerischer Esoterik andererseits ist eine feine aber wichtige Grenzlinie gezogen, die Hölderlin leider nicht beachtet. Es fragt sich, ob Hölderlin eher auf Athen oder eher auf die „Natur“ gesetzt hätte, hätte er wählen müssen, und wie weit Hölderlins Schwärmerei für die Natur die guten Einsichten, die er dem wirklichen Athen verdankt, überlagert haben.

Man fragt sich auch, was aus Hyperions Plan geworden ist, ein Erzieher des Volkes der Griechen zu werden, den er in Athen gemeinsam mit Diotima fasste. Und der Tod der Diotima aus „Verwelken“ ist ebenfalls ziemlich fragwürdig, wie immer man ihn auch deuten mag; sie hätte mit Hyperion ins Ausland gehen können und dort seine Rolle als Volkserzieher unterstützen – statt dessen stirbt sie mutwillig dahin, weil sie sich „verwelkt“ fühlt; diese Selbstbezogenheit und Pflichtvergessenheit gegenüber der Welt ist nicht nachvollziehbar. Alles in allem ein großes Werk, doch der ganz große Wurf ist gescheitert.

Bewertung: 4 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 22. Dezember 2012)

Saša Stanišić: Herkunft (2019)

Idealistischer Romantiker verstrickt sich tragisch-wunderbar in seiner Herkunft

In diesem Buch arbeitet sich Sasa Stanisic an der Herkunft seiner Familie aus dem ehemaligen Jugoslawien, ihrer Flucht nach Deutschland und seiner Integration in Deutschland ab. Er „arbeitet sich ab“, denn er versucht ein Ding namens „Herkunft“ zu fassen zu bekommen, mit dem er eigentlich nicht viel anfangen kann. Für ihn ist Herkunft rein zufällig. Herkunft sei ein übergestülptes Kostüm und hätte nichts mit Eigenschaften und Talenten zu tun (S. 32, 284). Er wehrt sich gegen die Fetischisierung von Herkunft (S. 221). Herkunft wird in diesem Buch zum lächerlichen Nostalgiekitsch (S. 34), oder zum bösen Nationalismus, wo die Bilder von Kriegsverbrechern auf Häkeldeckchen in der Vitrine stehen (S. 49).

Und doch hat Sasa Stanisic ein ganzes Buch über Herkunft geschrieben. Wie das?

Zunächst: Gefunden hat Sasa Stanisic seine Herkunft vor allem in Menschen (Vgl. S. 64): Das ganze Buch zeichnet immer wieder größere und kleinere Portraits wunderbarer Menschen. Allen voran seine Großmutter, aber auch seine Eltern und andere Verwandte, seine Freunde von der Aral-Tankstelle, wo er über Rollenspiele zum Erzählen und zur Literatur fand, die gebildeten Eltern seines Freundes Rahim, diverse Lehrer, ein serbischer Kellner, oder auch sein Zahnarzt mit dem sprechenden Namen Dr. Heimat. In Menschen – und in den Sprachen – hat Sasa Stanisic seine Herkunft und seine Heimat gefunden. Diese literarischen Portraits von Menschen sind es, die dieses Buch lesenswert machen. Dass Sasa Stanisic unfreiwillig noch viel mehr gefunden hat, dazu gleich mehr.

Die Sprache von Sasa Stanisic ist sehr modern und sehr direkt. Teilweise experimentiert er mit Sprachformen der Zeit, wie WhatsApp oder Soziolekt. Das letzte Kapitel ist sogar wie ein FantasyAbenteuerSpielBuch gestaltet. Der Erzählstrang ist sehr sprunghaft und assoziativ. Dadurch bauen sich Pointen oft sehr überraschend und witzig auf. Viele Pointen enden allerdings in einem recht trockenen Sarkasmus. Sasa Stanisic ist ein großer Beobachter. Er beschreibt viel lieber, als darauf aufbauend theoretische Gedanken zu entwickeln.

Rührend und treffend ist die Einbeziehung von Flucht, Vertreibung und Spätaussiedlung aus dem deutschen Osten, namentlich Schlesien und Danzig (S. 162, 165 f., 177).

Kritik

Sasa Stanisic ist ein Idealist reinsten Wassers. Er ist definitiv ein guter Mensch, jemand, dem man jenseits aller Meinungsverschiedenheiten jederzeit seinen Geldbeutel oder auch sein Leben anvertrauen könnte, jemand, dem es nicht egal ist, wenn Böses geschieht. Stanisic geht es um die Menschheit. Sein verlorener Traum ist das Zusammenleben der verschiedenen Völker im ehemaligen Jugoslawien. Nichts davon ist falsch. Und dennoch ist so vieles daran so unglaublich falsch.

Das Grundproblem von Sasa Stanisic ist sein ungeläuterter Idealismus. Ideale sind schön und gut, aber die Realität sieht oft anders aus. Es bedarf einer Übersetzung in die Realität. Einer Abstufung der Ideale. Einer realistischen Sicht auf die Dinge. Und beim Blick in die Realität würde man vielleicht auch manches Ideal entdecken, das man bisher übersehen oder gar verachtet hatte.

Beginnen wir mit Jugoslawien. Die Verklärung von Jugoslawien als einem multiethnischen Paradies geht in diesem Buch – trotz einer kurz eingeschobenen Kritik (S. 93, 96) – entschieden zu weit (S. 14, 93 f., 102). Jeder weiß doch, wie das in solchen multiethnischen Ländern läuft: Eine Volksgruppe gibt den Ton an, die anderen leiden. In diesem Fall gaben die Serben den Ton an. Das Bestreben der Völker, sich von Serbien abzulösen, kam doch nicht aus dem Nichts! Diese Menschen hatten bittere Erfahrungen gemacht, die in diesem Buch leider nicht vorkommen. In rücksichtsloser Multikulti-Manier wischt Sasa Stanisic die Existenz von verschiedenen Nationen, Völkern und Kulturen in Jugoslawien beiseite: Auf dem Balkan seien doch alle Völker mal durchgekommen, nichts sei so multikulturell wie der Balkan, meint er flapsig (S. 99 f.). Dass er mit diesem historischen Relativismus auf der gegenwärtigen Identität von Menschen herumtrampelt, ist ihm offenbar nicht klar.

Dass Sasa Stanisic den Begriff „nationale Interessen“ verachtet (S. 64), spricht Bände. Denn auch in der besten Demokratie vertreten die Politiker natürlich die Interessen ihres Wahlkreises oder ihres Bundeslandes! So funktioniert die Welt nun einmal. Kommt denn in dem Eid der jugoslawischen Pioniere, den Sasa Stanisic wohlwollend zitiert (S. 93), nicht auch das Wörtlein „selbstverwaltet“ vor? Aha! An nationalen Interessen ist nichts falsches, solange sie nicht in Nationalismus überschlagen. Es ist völlig legitim, erst einmal Selbstbestimmung erlangen zu wollen, bevor man sich dann – auf Augenhöhe – vielleicht wieder zusammenschließt, z.B. in der EU. Sehr vorbildlich, nämlich völlig friedlich, haben sich z.B. Tschechien und die Slowakei voneinander getrennt, und beide sind heute in der EU.

Sasa Stanisic kann von jedem Spieler der jugoslawischen Nationalmannschaft die Volkszugehörigkeit nennen (S. 14). Ein „melting pot“, den er selbst hier sehen will, sähe anders aus. Es erinnert an den Witz, in dem der Generalsekretär der KPdSU den US-Präsidenten fragt: „Im Moskauer Staatsorchester gibt es drei jüdische Geiger, zwei jüdische Trompeter usw., also können wir keine Antisemiten sein! Und wieviele Juden gibt es im New York Philharmonic Orchestra?“, worauf der US-Präsident die geniale Antwort gibt: „I don’t know!“ – Auch bei seinen Freunden von der Aral-Tankstelle kennt Stanisic die Herkunft von jedem einzelnen sehr genau. Sie war wohl doch nicht egal.

Ganz unfreiwillig gibt Sasa Stanisic auch zu, dass Herkunft auch ein Ort sein kann, sogar ein kultureller Raum. Also ein Ort, der sich durch die dort vorherrschende Kultur definiert. Denn genau das war das ehemalige Jugoslawien bzw. das war sein Heimatort Visegrad. Diese Orte gibt es heute noch, aber die Kultur, die damals dort herrschte, ist verloren. Die Kultur des ehemaligen Jugoslawien war zwar – wie schon gesagt – eine fragile und unehrliche Kultur; der Punkt ist aber, dass Sasa Stanisic diesem verlorenen kulturellen Raum definitiv nachtrauert, und damit unfreiwillig zugibt, dass kulturelle Räume Herkunft und Heimat sein können. Man verletzt Menschen, wenn man ihnen ihren kulturellen Raum wegnimmt und zerstört. Da kann Stanisic seine Großmutter noch so lange sagen lassen „Es zählt nicht, wo was ist.“ (S. 337) Es zählt eben teilweise doch: Manche Dinge können nur an bestimmten Orten geschehen.

Das gilt nicht nur für den Kulturraum einer einzelnen Kultur, sondern auch für die friedliche Begegnung verschiedener Kulturen an einem Ort. Denn ohne die entsprechenden Rahmenbedingungen geht weder das eine noch das andere. Meistens ist es ja so, dass Orte, an denen sich verschiedene Kulturen friedlich begegnen, in Wahrheit durch eine Monokultur eingerahmt sind. Das trifft z.B. bei den multikulturellen Metropolen der Welt zu: Ob New York oder Frankfurt am Main, ohne die Einrahmung in die jeweilige Nationalkultur würden diese Orte sofort in unverbundene Parallelgesellschaften zerfallen, die sich im Extremfall auch bekriegen würden, Stadtviertel um Stadtviertel, Häuserzug um Häuserzug. Sasa Stanisics Idee, dass für das Zusammenleben der kleinste gemeinsame Nenner genüge (S. 222) ist grober, idealistischer Unfug. Das funktioniert nur für Touristen und Gastarbeiter auf Zeit ohne Familie. Auch seine Klage, dass man bei den Vilen (Wilen, weibliche Naturgeister) nur nach deren Sinn integriert ist, nämlich weder gleichberechtigt noch frei (S. 353), zeugt von utopischem Multikulti-Denken. Die Gesellschaft fordert von jedem Anpassung. Auch „Urdeutsche“ sind in der deutschen Gesellschaft nicht gleichberechtigt und frei, wenn sie vom Mainstream abweichen.

Ganz unfreiwillig gibt Sasa Stanisic auch zu, dass Herkunft eben doch Einfluss auf unsere Eigenschaften und Talente hat. Die Erzählkunst soll er von seinem Großvater haben (S. 87 f.). Die Angst vor Schlangen hat er von seinem Vater geerbt (S. 339). Am Ende dankt Sasa Stanisic seinen Eltern, Großeltern, Freunden: Wofür, wenn er von ihnen nichts bekommen hat? (S. 363) – Die Idee des „blank slate“, der Sasa Stanisic in diesem Buch frönt, ist genauso falsch wie die Idee, dass ein Mensch qua Geburt völlig festgelegt wäre. Den richtigen Weg zwischen den Extremen hat Sasa Stanisic noch nicht gefunden. Die Frage ist auch, warum Sasa Stanisic an der nichtdeutschen Schreibweise seines Namens festhält. Bedeutet sie ihm am Ende doch etwas?

Auch Religion sieht Sasa Stanisic extrem einseitig (S. 117, 120, 211 f.). Sie spielt im Grunde immer die Rolle des Bösen. Das kam auch in seiner Dankesrede zum Deutschen Buchpreis heraus, als er sarkastisch anmerkte, dass die katholische Kirche Peter Handke schon zum Literaturnobelpreis gratuliert habe. Aber könnte man das nicht auch als eine Geste der Versöhnung sehen? Immerhin sympathisierte die katholische Kirche mit den katholischen Kroaten, während Handke mit den orthodoxen Serben sympathisierte. Wie sieht Stanisic eigentlich die historische Rolle des katholischen Humanisten Erasmus von Rotterdam, oder des islamischen Humanisten Averroes? Und wie sieht Stanisic die Rolle des Katholiken de Gaulle und des Katholiken Adenauer, die sich in der Kathedrale von Reims trafen, um die deutsch-französische Freundschaft zu besiegeln, und damit den Grundstein für die EU zu legen? Diese radikale Ablehnung von Religion ist nicht nur historisch und philosophisch falsch, sondern auch extrem unrealistisch und politisch völlig unklug. Man kann Religion besser oder schlechter machen, man kann sie aber nicht einfach abschaffen. Dass Sasa Stanisic am Ende nicht selbst das Kreuz zur Beerdigung seiner Großmutter trug, ist hingegen sehr verstehbar: Das ist seine ganz persönliche Entscheidung (S. 331, 360).

Sasa Stanisic zeigt sich offen linksradikal: Er zitiert Karl Marx mehrfach und lässt die Zitate unkommentiert stehen, was ohne Zweifel Zustimmung zum Ausdruck bringt. So z.B., dass Religion der Geist geistloser Zustände sei, oder dass Arbeiter kein Vaterland hätten, oder dass Karl Marx gute Ideen gehabt hätte; alles ohne jede Einschränkung dem Leser präsentiert (S. 120, 176). Bei Wahlen stört ihn nur, dass die AfD gute Werte erzielt, aber dass die SED-Nachfolgepartei ebenfalls gute Werte erzielt, stört ihn offenbar nicht (S. 102). Schließlich kritisiert Stanisic den Satz von Czaja: „Antifaschisten sind auch Faschisten“ (S. 142). Zugegeben: Vor „Antifaschisten“ hätte das Wörtlein „sogenannte“ gehört, um den Satz wirklich korrekt zu machen. Aber Sasa Stanisic weiß natürlich auch so, wie Czaja es meinte. Wenn Sasa Stanisic wirklich glaubt, dass die Antifa antifaschistisch ist, dann glaubt er auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten.

Unfreiwillig zeigt Stanisic das Scheitern der deutschen Integrationspolitik (z.B. S. 132, 151): Die in großer Zahl ins Land kommenden Ausländer werden erst einmal in ein Ausländerviertel abgeschoben. Sowas gibt es also auch im schönen Heidelberg. Nach einer Schule, auf der es überhaupt nur Ausländer gab, ging er dann auf die „Internationale Gesamtschule Heidelberg“. Die Unehrlichkeit des Systems zeigt sich in dem euphemistischischen Namen der Schule: Bei „international“ denkt man an eine Privatschule, wo die Kinder von Gastprofessoren, ausländischen Managern und den oberen Zehntausend von Heidelberg unterrichtet werden. Es ist aber nur die Schule vom Viertel. In manchen Klassen seien die Deutschen in der Minderheit gewesen. Stanisic meint, das sei sicher eine gute Erfahrung, auch mal in der Minderheit zu sein. Was es bedeutet, im eigenen Land ungefragt in die Minderheit zu geraten, reflektiert er nicht.

Grenzen hält Sasa Stanisic offenbar für überflüssig. Jedenfalls meint er, dass er Grenzen nichts verdanke (S. 217). Was für ein Unsinn! Denn warum flüchtet ein Flüchtling über eine Grenze, wenn sie keine Bedeutung hätte? Die Grenze bietet Schutz, denn die Verfolgung endet an der Grenze. Irgendwie hat Stanisic nicht verstanden, dass Grenzen einen geschützten Raum konstituieren. Er meint auch, dass seine Flucht aus Jugoslawien heute an einem ungarischen Grenzzaun enden würde (S. 123). Auch das ist falsch. Damals kamen in 2-3 Jahren rund 350000 zumeist echte Bürgerkriegsflüchtlinge nach Deutschland. Das ist gar kein Vergleich zu den 1,5 Millionen Migranten von 2015, unter denen mehr Trittbrettfahrer als echte Flüchtlinge waren. Wieso hätte Ungarn damals die Grenzen schließen sollen? Die Situation war eine völlig andere! Wie man Horden junger Männer mit Smartphone und Designerklamotten in einen Topf werfen kann mit echten (Bürger-)kriegsflüchtlingen, nämlich eher Frauen und Kinder ohne Männer (wie meine schlesische Großmutter z.B.!), werde ich nie verstehen. Wieviel Energie zum Selbstbetrug muss jemand haben, um so zu denken? Stanisic übernimmt ja auch vorgegebene Sprachregelungen und redet konsequent von „Geflüchteten“, nicht von „Flüchtlingen“ (S. 125, 129, 152, 185, usw.). Man muss ja froh sein, dass Stanisic nicht mit Binnen-I schreibt.

Ganz im Stil der maßlos übersteigerten EU-Ideologie, mit der sich die EU tragischerweise gerade selbst zerstört, wettert Stanisic auch gegen die „Kleinstaaterei“ (S. 64). Haben kleinere Staaten nicht ihren eigenen Charme? Etwa die Schweiz? Oder Norwegen? Sind große Staaten nicht eher unpersönliche Machtblöcke ohne Individualität, denen jeder Charme fehlt?

Fazit

Sasa Stanisic ist literarisch und menschlich auf einem guten Weg. Er hat ein lesenswertes Denkmal für seine Herkunft aus Jugoslawien und seine Ankunft in Deutschland gesetzt. Auf tragisch-wunderbare Weise, denn manches an diesem Denkmal konterkariert, was er an anderer Stelle sagt. Leider ist Sasa Stanisic ein unaufgeklärter Idealist und politisch völlig auf dem Holzweg. Er steckt beim Thema Herkunft in einigen Selbstwidersprüchen fest, und er hat nicht verstanden, dass er die Dämonen selbst heraufbeschwört, die er so gerne bannen möchte. Er ist ein guter Beobachter, aber ein schlechter Denker.

Der Deutsche Buchpreis ging an dieses Buch, weil es den Zeitgeist der Eliten in Politik, Medien und Kultur traf, aber nicht, weil es ein Stachel im Fleisch wäre. Zu einem Stachel im Fleisch zu werden, dorthin muss Stanisic erst noch kommen. Man möchte ihm eine Midlife Crisis wünschen, in der er gegen das dumme öffentliche Geschwätz eine bessere Vereinbarkeit von Ideal und Wirklichkeit findet, in der er seine radikalen Einseitigkeiten zugunsten eines großen Sowohl-als-Auch fallen lässt.

Sasa Stanisic ist seit 2013 deutscher Staatsbürger, und mit Heidelberg-Romantik, Multikulti-Romantik und dem Romantiker Eichendorff steckt er mitten drin im deutschen Wald und Sumpf. Deutsch sein hieß aber schon immer auch, Wälder zu roden und Sümpfe trocken zu legen, um gutes Ackerland zu gewinnen, auf dem dann tausendfältige Frucht wachsen kann. Dazu muss man aber die Romantik fallen lassen, und sich für die Aufklärung öffnen.

Bewertung: 3 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 03. November 2019)

Denis Diderot: Rameaus Neffe – Ein Dialog. Übersetzt von Johann Wolfgang von Goethe (1805)

Viel Lärm um Nichts: Eine Groteske

Weil Goethe dieses Werk von Diderot übersetzte, denkt man, daran müsse doch etwas besonderes sein. Doch es ist nichts besonderes. Es ist im Wesentlichen die Rede eines durchaus talentierten Dummschwätzers, Einschmeichlers und Taugenichts, der seine eigene Unmoralität als Cleverness verkauft, und in geradezu kindlicher Einfalt gar nicht verstehen will, wie jemand Gewissensbisse haben kann. Das ist nichts neues. Der moralische Standpunkt hatte es gegenüber allzu „praktischen“ Menschen schon immer schwer, die Literatur dazu ist umfangreich. Dazu erfährt man eine Menge über die damalige Pariser Gesellschaft, über Musik, und es sind auch einige interessante Passagen dabei, wie der Dummschwätzer sich pantomimisch betätigt.

Die Rezeption (Hegel, Foucault u.a.) hat dieses Werk offenbar so verstanden, dass hier ein genialer Irrer die Vernunft aus den Angeln hebt. So jedenfalls das Nachwort. Dass also der Irre der wahrhaftige Mensch ist, weil er ehrlich sei, während die Vernunft (so muss man dann wohl schließen) sich selbst betrüge. Was für ein Blödsinn. Es ist dasselbe Spielchen wie zwischen Feierabend und Popper: Natürlich muss die Vernunft sich schärfen und genauer und gewitzter sein als eine mittelalterliche Scholastik. Aber es ist am Ende doch die Vernunft, die einzig bleibt und hilft. Wer sich hingegen gegen die Vernunft setzt, sitzt in der Tinte. Und so ist es auch hier.

Goethe wird dieses Werk wohl übersetzt haben, weil das Geschwätz des Dummschwätzers sprachlich eine Herausforderung ist, und weil man darin viel über die damalige Pariser Gesellschaft erfährt. Aber wohl kaum, um die Anti-Rationalität eines Irren zu verherrlichen. Wie Goethe in den Nachbemerkungen selbst schreibt, ging es ihm vor allem auch um den Vorfall um das Stück „Die Philosophen“ von Palissot, das von Diderot in diesem Buch nebenbei verrissen wird. Goethe stellt zudem die Meinung Voltaires dazu bei. Das ist dann auch für den modernen Leser noch interessant. Am Rande erfährt man, und man sieht es selbst in dieser zweisprachigen Ausgabe, dass Goethe immer genau übersetzte. Das gefällt.

Was diesem Buch fehlt, ist ein Vorwort. Der Leser wird unvorbereitet in den endlosen und verwirrenden Redeschwall des Dummschwätzers gestürzt, und stolpert von einer Assoziation zur nächsten, ohne bis zum Ende des Buches so recht zu wissen, was er von dem Ganzen eigentlich halten soll. Goethe skizziert in seinen Nachkommentaren die damalige Pariser Gesellschaft, und den Vorfall um „Die Philosophen“. Aber dazu das ganze Buch? Nun ja.

Es ist eher eine Groteske. Ja, Groteske trifft es ganz gut. Eine Groteske, anhand derer man diverse Themen durchspielen kann, die jedes für sich interessant ist. So war es wohl auch von Diderot gedacht. Da man die vielen Anspielungen heute als Normalsterblicher nicht mehr entschlüsseln kann, funktioniert es nicht mehr. Es ist, wie wenn man ein Kabarettstück über aktuelle Tagespolitik von heute in hundert Jahren ansehen würde. Und eine große Botschaft, die dem Werk als Ganzem einen Sinn verleihen würde, kann man auch nicht erkennen. Es ist eine Groteske, es ist als Gesamtwerk grotesk, und es heute als Normalsterblicher zu lesen ist ebenfalls nur grotesk. Es ist kein Buch, das man gelesen haben müsste, wahrlich nicht.

Bewertung: 2 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichtung auf Amazon am 15. April 2017)

Paolo Cognetti: Acht Berge (2016)

Gelebtes Leben, aber ohne Sinn und Ziel

Im Roman „Acht Berge“ von Paolo Cognetti geht es um Pietro, der als Kind von seinen Eltern immer wieder mit in die Berge genommen wird, wo sie ganze Sommer lang in einem halb verfallenen Bergbauerndorf in den italienischen Alpen leben und hohe Berge besteigen. Pietro freundet sich dabei mit dem Bergbauernsohn Bruno an. Die erste Hälfte des Romans dreht sich um diese Kindheitserinnerungen und die Eltern, um das Erwachsenwerden und den Tod des Vaters. Auf einem Grundstück hoch oben im Tal, das der Vater Pietro hinterlässt, bauen Bruno und Pietro eine einfache Berghütte. Bis hierhin ist es ein typischer Familienroman, der dem Leser vielerlei Möglichkeiten zur Identifikation bietet. Auch die Beschreibung des Lebens in den Alpen ist gut gelungen.

Doch dann entwickeln sich die Dinge zum Schlechten. Pietro studiert nicht, wie es sein Vater gewollt hatte, sondern lebt ein armes Leben als Filmemacher. Sinn- und ziellos irrt er durch die Welt und kommt dabei auch nach Nepal, wo er wiederum Berge besteigt. Frauen lässt er nur kurzzeitig in sein Leben. Eine davon wird später zur Gefährtin von Bruno. Bruno baut hoffnungsfroh eine Käserei auf und handelt damit erfrischend konstruktiv. Zusammen mit der ehemaligen Freundin von Pietro hat er ein Kind. Doch die Käserei geht pleite, ein konstruktiver Umgang mit dem Versagen unterbleibt, und die Partnerschaft zerbricht. Pietro spielt Seelentröster, ändern tut das aber nichts. Später wird Bruno in den Bergen vermisst. Vermutlich Suizid.

Alles in allem ein Roman, der eine überraschend deprimierende Wendung nimmt, und das ohne jeden Sinn und Zweck. Was will dieser Roman sagen? Wir bekommen Charaktere vor Augen geführt, die aus eigener Schuld versagen. Und irgendwie hat man das Gefühl, dass der Romanautor möchte, dass man darin doch noch einen Sinn erblickt – dass wir diese Versager und ihr gelebtes Leben irgendwie doch noch anerkennen. Dem muss sich der aufgeklärte Leser jedoch konsequent verweigern. Überzeugend ist einzig die Nebenfigur der Freundin, die einen der beiden nach dem anderen – aus guten Gründen – verlässt, und mit Kind ihr eigenes Leben vernunftgeleitet lebt.

Auch dramaturgisch ist das Buch misslungen. Die Verknüpfung der nepalesischen Legende von den Acht Bergen mit der Handlung bleibt höchst unklar. Die Legende stellt die Frage, ob die Besteigung des Heimatberges oder die Besteigung von acht fernen Bergen die größere Tat ist. Doch hier hat keiner der beiden „seinen“ Berg wirklich bestiegen. Nach dem Tod von Bruno wird eine dünne Verbindungslinie zu Pietros Vater gezogen, der ebenfalls nicht zu den Bergen seiner Jugend zurückkehren wollte, wegen dunkler Erinnerungen. Mehr als ein einziger Satz wird dazu aber nicht gesagt. Ganz am Ende ist dann noch von einem Geheimnis die Rede, dass es zwischen Bruno und Pietro gegeben hätte. Der Leser ist ratlos.

Bewertung: 3 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 06. März 2022)

Martin Mosebach: Westend (1992)

Frankfurter Buddenbrooks: Leben und Fall zweier Familien im Westend 1945-1960

Der Roman „Westend“ hat gewisse Ähnlichkeiten zu Thomas Manns „Buddenbrooks“. Es wird das Leben und der Verfall zweier alteingesessener Frankfurter Familien von ca. 1945 bis 1960 beschrieben.

Handlung

Da ist zum einen die Familie Labonté, die aus zwei Tanten und dem elternlosen Großneffen Alfred besteht, den die beiden großziehen. Diese Familie repräsentiert die Tradition. Im Haus Labonté scheint die Zeit stehen geblieben. Vom Mobiliar über die Lieblingsbeschäftigungen der Tanten bis hin zur Haushälterin Fräulein Emig ist alles so wie zu Kaisers Zeiten, als die Welt „noch in Ordnung“ war. Man fühlt sich an Joseph Roths „Radetzkymarsch“ erinnert. – Zum anderen ist da die Familie Olenschläger-Has: Die verstorbene Patriarchin Olenschläger hat den Vetter Fred Olenschläger zum Verwalter des Familienvermögens bestimmt, von dem der Haupterbe Eduard Has nur Renten ausgezahlt bekommt.

Die Familie Labonté entwickelt sich bürgerlich und abwartend. Im wesentlichen sieht man Alfred älter werden und seine Beobachtungen machen. – Eduard Has hingegen treibt es toll: Er luchst dem Kunsthändler Guggisheim die Ehefrau Dorothée ab (bzw. sie läuft zu ihm aus gewissen Gründen über), baut mithilfe von Guggisheim eine bedeutende Sammlung expressionistischer Gemälde auf, und lässt die alte Familienvilla im Westend abreißen und durch einen modernen, kalten Glastempel ersetzen, in dem er die Sammlung aufhängt. Nebenher hat er ein Verhältnis mit Etelka, der verstoßenen Ehefrau des Schrotthändlers Kalkofen. In die Familie drängt sich mehr und mehr der steirische Architekt Szépregyi, der ein Verhältnis mit Has‘ Tochter Lilly beginnt.

Am Ende scheitert Has völlig: Er kann sich nicht mehr von Etelka lösen, Dorothée lässt sich von ihm scheiden, Fred Olenschläger jubelt ihm durch Winkelzüge soviel Schulden unter, dass er seine Gemäldesammlung wieder abgeben muss, und seine geliebte Tochter brennt mit Szépregyi durch.

Alfred hingegen muss erleben, wie seine heile Welt sturzartig in sich zusammenbricht, als jene der beiden Tanten stirbt, die ihn eigentlich geliebt hatte. Denn die verbliebene andere Tante – von der wir durch die Blume erfahren, dass sie einst für Hitler war – macht reinen Tisch: Der Haushalt in der Westend-Villa wird aufgelöst, alle vertrauten alten Möbel, Bilder und Haushaltsgegenstände verkauft, die Haushälterin entlassen, und die Tante zieht in ein Altersheim nach Kronberg, während Alfred allein und verlassen in der Mansarde der leeren Westend-Villa zurückbleibt.

Doch es gibt einen Lichtblick: Alle Verwicklungen scheinen darauf hinauszulaufen, dass Lilly am Ende Alfred zufällt, und Alfred entschlossen zugreift, und beide ein neues Leben beginnen können, losgelöst von den Trümmern der Vergangenheit. Dieses Happy End wird allerdings nur angedeutet. Und auch hier gilt: Es ist offenbar nicht reine Liebe, sondern Lilly fällt Alfred zu, weil sich anderes zerschlägt. Zudem ist Alfred überzeugt, dass Lilly flach und albern ist.

Zeitbezüge

Sehr interessant ist die Phase unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Wir erfahren von Bombennächten, Zerstörungen im Krieg, Einweisungen der Ausgebombten, dem neu aufblühenden Leben in den Ruinen, und nicht zuletzt auch von Vertriebenen: Schlesier sind zweimal ein Thema. Einmal in der Person der Kehrfrau Scharnhorst, eine verkniffene, Wagnersche Zwergenfigur. Und einmal bei der Suche nach einer Köchin, wo man zur Not auch eine Schlesierin nehmen würde … – Sie kommen also nicht gut weg, die Schlesier. Immerhin wird Eduard Has kräftig auf die Schippe genommen, als er Etelka gegenüber von „Pack aus dem Osten“ spricht, denn Etelka selbst kommt ebenfalls aus dem Osten, in ihrem Fall aus Zoppot in Westpreußen.

Zur Entwicklung des Westends erfährt man, wie die Menschen damals die historistische Architektur der alten Gründerzeit-Villen geringschätzten, und die Politik die Immobilienspekulation im Westend anheizte. Kunsthistoriker verachteten die Villen als eklektisch. Mancher schlug die Ornamente von der Fassade, warf seine alten Möbel hinaus, und schaffte sich Nierentische an. Geduldet durch die Politik bildete sich ein Straßenstrich, Villen verfielen, Gastarbeiter wurden einquartiert, Schimmel und Ratten breiteten sich aus: Man versuchte, die restlichen Bewohner zu vertreiben. Hochfliegende Pläne einer „Bürostadt Schubertstraße“ wurden geschmiedet. – Doch dann schwenkte die Politik unter dem Druck der Bürger um, und die Immobilienspekulation ging schief. Die Kunsthistoriker passten ihr Urteil flugs der Zeit an.

Wir lernen durch dieses Buch auch, dass es nicht erst die 1968er waren, die mit den Traditionen brachen und sich von ihrer Vorgängergeneration abwandten. Das geschah schon eine Generation zuvor! Die 1968er haben in diesem Sinne eher zu Ende geführt, was ihre Elterngeneration im Grunde auch wollte. Wie so oft war diese Jugendbewegung keine reine Jugendbewegung, sondern führte lediglich das aus, was die Elterngeneration ihr mit auf den Weg gegeben hatte, und rannte damit offene Türen ein. Der Bruch von 1968, er muss also mindestens 1945 angesetzt werden. – Aber auch die Nazis waren schon ein Bruch mit der Tradition und der Vergangenheit, auch hier schon eine Generation in Ablösung von einer verpönten Vergangenheit. Im Grunde muss man wohl das Jahr 1918 als das große Jahr des Traditionsbruchs ansetzen, und 1968 ist sozuagen die letzte Konsequenz von 1918.

Bürgerlichkeit

Interessant sind die verschiedenen Auffassungen von Bürgerlichkeit: Im Hause Labonté ist man ganz klar bildungsbürgerlich orientiert und hat eine Vorstellung von Weltanschauung. Um Geld geht es nicht. Man fühlt sich aufgeklärt und ist nur noch pro forma Mitglied in der Kirche. Labonté senior war Freimaurer und einst an der Gründung des Vereins für Feuerbestattung beteiligt. Die konservativen Tanten werden als „atheistische Beginen“ beschrieben. Bei der Haushaltsauflösung bekommen wir zu hören, welche Bücher in „solchen“ Haushalten üblicherweise zu finden sind:

  • Die Heine-Ausgabe von 1890.
  • Haeckels „Welträtsel“.
  • Die Novellen von Paul Heyse.
  • Brehms Tierleben.
  • Heykings „Briefe, die ihn nicht erreichten“.
  • Das Herrnhuter Gesangsbuch.

Auch Eduard Has prüft überall, wo er hinkommt, welche Bücher er dort vorfindet. Aber sie sind für ihn offenbar immer nur Statussymbol. Man sieht nirgends, dass er selbst liest, oder irgendeine innere weltanschauliche oder moralische Haltung hätte. Offenbar fährt er nach Bayreuth zu den Wagnerfestspielen. Eduard Has ist ein verwöhntes Kind, musste sich offenbar nie anstrengen, scheint auch kein schwieriges Studium oder dergleichen absolviert zu haben, war den Krieg über sicher in der Schweiz untergebracht, und ist völlig unstet in seinem Willen. Geld spielt in der Familie Olenschläger-Has eine große Rolle.

Einzelnes

Es gibt verschiedene Running Gags. So z.B. das Gemälde „Der Aufbruch des Ritters von Cronberg ins Heilige Land“ von Viktor Müller im Hause Labonté. Immer wieder spiegelt sich die Geschichte in der Betrachtung dieses Gemäldes, das am Ende im Städel landet. Man erfährt dabei einiges über die Kronberger Malerschule. Ebenfalls interessant sind wiederkehrende Überlegungen zum Charakter von Privatsammlern, deren Kunsthändlern, deren Verhältnis zueinander, und wie sich eine Sammlung entwickelt. Immer wieder taucht auch Frau Trumfeller, die Sekretärin von Fred Olenschläger auf. Eine Frau mit Haaren auf den Zähnen.

Sexualität wird im ganzen Buch offenbar nirgends unter der Perspektive von Liebe durchbuchstabiert. Es geht bei Sexualität immer um ein Geschäft von Geben und Nehmen bzw. um Unterwerfung oder gar Demütigung. Es hat den Anschein, als sei dies nicht nur die Auffassung der Protagonisten, sondern auch die Auffassung des Autors. Unpassenderweise spricht der Autor heute bei diesem Roman von „Liebesgeschichten“. Klar erkennbar wird die lieblose Haltung z.B. an dem geschäftsmäßigen Umgang mit Gefühlen durch Lilly, und vor allem an Alfreds Erfahrungen bei einer Prostituierten, die ihn zu der aufschlussreichen Überlegung führen, dass es wohl schwierig werden würde, dass Lilly sich zu so etwas herablässt: Denn das ist sein Ziel. Auch Eduard Has denkt nur in Termini von Eroberung und dergleichen. Die Frauen ihrerseits geben sich den Männern ebenfalls nirgends aus Liebe hin, sondern immer nur aus den verschiedensten gefühligen Berechnungen.

Fazit

Das Buch ist zweifelsohne interessant, sowohl was Frankfurt, die Geschichte der BRD und „das Leben“ im allgemeinen anbelangt, aber es ist leider auch sehr freudlos und eine zähe Kost.

Enttäuschungen, schließlich Enttäuschung vom Leben insgesamt, sind ein großes, etwas verborgenes Thema des Buches. Und wie sich die Protagonisten mit ihrer Enttäuschung im Leben einrichten. Wie sie sich mit Situationen und Verbindungen arrangieren, weil ihre Wünsche sich zerschlagen haben, und sie nun nach Schutz und dem kleineren Übel suchen.

Auch formal ist das Buch etwas problematisch. Schon der Einstieg ist ein hartes Brot, da etwas zusammenhang- und ziellos. Es dauert eine Weile, bis der Leser Orientierung findet, und die ein oder andere Perle erkennen kann. Es nerven die ständigen nahtlosen Übergänge zwischen den Handlungssträngen. Zudem sind einige auffällige Rechtschreibfehler zu beklagen.

Bewertung: 4 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 12. Mai 2019)

Delphine de Vigan: Nach einer wahren Geschichte (2015)

Sensibler, geistreicher Psycho-Thriller mit (Selbst-)Reflexionen über Autoren und Literatur

Die Schriftstellerin Delphine hat Kinder, eine Beziehung und Freundinnen, doch alles eher fern: Die Kinder sind aus dem Haus, der Partner ständig auf Reisen, die Freundinnen wohnen in anderen Städten. Als Delphine in eine Schaffenskrise gerät, begegnet sie L. (im Französischen gesprochen wie „elle“, also ein unkonkretes „sie“). Diese L. kennt Delphine erstaunlich gut, taucht immer im entscheidenden Moment wie zufällig aus dem Nichts auf, und drängt sich immer mehr als vermeintlich beste Freundin in ihr Leben. Schließlich installiert sich L. in Delphines Wohnung, beantwortet ihre e-mails und unterbindet jeden anderen Kontakt soweit wie möglich. Die Atmosphäre ist gedämpft, und L. sorgt dafür, dass Delphine samtweich verpackt vor ihren Mitmenschen und vor ihrem eigenen Denken abgeschirmt wird. Dann beginnt L., sich herrisch zu benehmen.

* * * Spoiler-Warnung * * *

Was hat es mit L. auf sich?

Eine erste Fährte, auf die der Leser gelockt wird, ist der Verdacht eines Identitätsklaus oder vielleicht auch Identitätstauschs. Aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit Delphine und wegen ihrer erstaunlichen Kenntnisse über Delphine und ihr Werk fährt L. anstelle von Delphine auf eine Autorenlesung. Doch das ist es nicht. – Eine weitere Fährte ist, dass L. als Ghostwriterin für berühmte Persönlichkeiten Autobiographien schreibt, und sich bei diesen jeweils vorübergehend „einnistet“, um alle Informationen für das Werk zu bekommen. Genau das tut L. bei Delphine. Und auch Delphine beginnt, heimlich eine Biograhie von L. zu schreiben. Dazu passt, dass L. von Delphine ständig fordert, ein „wahres“ Buch über sich selbst zu schreiben. Doch auch das ist nicht die richtige Spur. – Am Ende laufen die Biographien beider ineinander, und L. versucht, Delphine zu vergiften, scheitert aber damit.

Danach ist L. aus dem Leben Delphines verschwunden, aber L. hat unter dem Namen von Delphine ein Manuskript bei ihrem Verlag eingereicht, das hervorragend ist: Eine Biographie von Delphine und ihrem Leben mit L. Es ist im Grunde das Buch, das der Leser in Händen hält. Es stellt sich heraus, dass L. eine depressive Fiktion von Delphine war, die das im nachhinein alles gar nicht glauben kann. Deshalb stellt sie Nachforschungen an, die ergeben, dass nicht die geringste Spur von L. zu finden ist. Wir erfahren im Verlauf des Buches schrittweise, dass Delphine eine unmöglich gemachte Jugend hatte (die meisten berichteten Traumata entpuppen sich jedoch als Fiktion in der Fiktion, inspiriert durch Delphines Lieblingsbücher).

Die Stärken des Buches sind:

  • Die Sensibilität und Präzision, mit der die Verletzungen von Delphine und L. entfaltet werden. Der „samtweiche“ Schreibstil.
  • Die augenscheinliche Realität von L. und das ungläubige Staunen auch des Lesers, dass es L. gar nicht gibt (gespiegelt im ungläubigen Staunen von Delphines Partner François).
  • Die Genialität der Konstruktion der Beziehung von Delphine und L., die sich dem Leser erst ex post in allen Raffinessen enthüllt. Man blättert wiederholt zurück, und versteht manche Stelle erst dann richtig.
  • Die mehrfache Selbstreflexivität: Das Buch, das der Leser in der Hand hat, ist das Buch, das im Buch geschrieben wird. Die meisten Horrorgeschichten entpuppen sich als Fiktion in der Fiktion. Und die im Buch angestellten Überlegungen über Literatur werden praktisch an diesem selben Buch durchexerziert.

Weitere Themen sind:

  • Das Leben und Leiden eines Schriftstellers, sein Kontakt zu Verlagen und Lesern, ganz unabhängig von Depressionen.
  • Die Frage nach Wahrheit und Fiktion in der Literatur. Dieses Thema wird in vielen Facetten durchgespielt. Von den „Realitätseffekten“ des Roland Barthes, über den Satz von Jules Renard, dass eine Wahrheit, die über fünf Zeilen hinausgeht, bereits ein Roman ist, bis hin zu der sinnlosen Frage nach der „reinen“ Wahrheit (während die ebenso sinnlose Frage nach der „reinen“ Fiktion so gut wie nie gestellt wird). Vorgeführt wird dies an dem Verwirrspiel um Delphine und L. und deren Biographien, gespeist aus ihrer realen Biographie, aus den fiktionalen Gehalten von Delphines letztem Buch, und aus Schlüsselstellen von Delphines Lieblingsbüchern (fast alle traumatischen Erlebnisse entpuppen sich am Ende als Fiktion in der Fiktion, S. 346; die tote Mutter von Delphine soll sogar quicklebendig sein, S. 324).

Im Grunde ist „Nach einer wahren Geschichte“ von Delphine de Vigan eine Art Psycho-Thriller, aber er ist nicht auf Action, Horror und Effekt getrimmt, sondern sensibel, intelligent und geistreich.

Bewertung: 5 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 22. März 2019)

Andrea de Carlo: Wenn der Wind dreht (2007)

Moderne Großstädter treffen auf Aussteiger im Niemandsland: Clash und Katharsis

In seinem Büchlein „Wenn der Wind dreht“ (Originaltitel: Giro di Vento) lässt Andrea de Carlo eine Gruppe top-moderner, handysüchtiger Erfolgsmenschen aus der Großstadt in einem Niemandsland ohne Handyempfang stranden, wo sie auf eine kleine Kolonie von Aussteigern treffen, bei denen sie vorübergehend Unterschlupf finden müssen, bis ihr Wagen wieder flott gemacht ist.

Das Verhalten der Großstädter den Aussteigern gegenüber ist peinlich und wird immer peinlicher, zumal ihre Situation sich immer weiter verschlechtert, und sie vom Wohlwollen der misstrauisch beäugten Aussteiger vollkommen abhängig sind. Die Charaktere beider Seiten kommen sich näher und tasten einander ab. Es entstehen Sympathien und Rivalitäten. Unangenehme Fragen nach dem erreichten Glück im Leben werden gestellt. Beide Seiten sehen sich hinterfragt, auch die Aussteiger.

Schließlich führen die Lebenslügen und Selbstwidersprüche speziell der Stadtmenschen in einem fulminanten Finale zu einer eruptiven Katharsis gegenseitig abgezwungener Selbsterkenntnis.

Ein kluges, teils ausgewogenes, bedenkenswertes, schönes und gutes Büchlein!

Bewertung: 5 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 02. Februar 2019)

Nikos Kazantzakis: Alexis Sorbas (1946)

Vom Glück des praktischen und des intellektuellen Menschen

Mit „Alexis Sorbas“ bearbeitet Nikos Kazantzakis das Thema des vom Intellektuellen empfundenen Elendes eines intellektuellen Lebens im Vergleich mit den vermuteten Wonnen eines praktischen Lebens: Der Intellektuelle lebt nicht wirklich, bringt nichts zustande, beobachtet nur, macht aus allem ein Problem, ist rational und trocken. Der Praktische lebt aus vollen Zügen, denkt nicht an morgen, nimmt alles wie es kommt, geht völlig in seinen Gefühlen auf. Der Intellektuelle steht am Rande der Gesellschaft, hat keinen Erfolg bei Frauen, findet keinen Trost, wird nicht verstanden. Der Praktische steht im Mittelpunkt der Gesellschaft, nimmt sich die Frauen, vertraut jeder Religion oder keiner, will nichts verstehen. Der Intellektuelle vergrübelt sich, der Praktische hingegen lebt einfach ein Leben reinen Glückes. So jedenfalls will es dem Intellektuellen erscheinen.

Das Thema ist uralt, spätestens seit Pythagoras definierte, was ein Philosoph ist, oder Thales von seiner Magd ausgelacht wurde. Auch Hermann Hesse hat es in seinem „Steppenwolf“ verarbeitet; doch während dort der Intellektuelle im Mittelpunkt steht, ist es bei Kazantzakis der praktische Mensch, dem alle Aufmerksamkeit gewidmet wird. Kazantzakis ist es sehr gut gelungen, das Thema in Szene zu setzen und sein Buch verdient es deshalb vollauf, zur Weltliteratur gezählt zu werden.

Aber in seiner vorbehaltlosen Verehrung des praktischen Menschen muss Kazantzakis wie viele andere Autoren, die schon dazu geschrieben haben, kritisiert werden. Ist das rein praktische Leben wirklich das Glück? Kann und will ein Intellektueller wirklich wieder zur geistigen Einfachheit zurück?

Sicher: Natürlich möchte man auch das praktische Leben beherrschen, natürlich möchte man auch hier Erfolg haben. Aber würde man damit nicht zuviel aufgeben? Bietet das intellektuelle Leben denn kein Glück? Ist es nicht schön auf einer ganz anderen, höheren Ebene? Empfindet man keine Dankbarkeit dem Schicksal gegenüber, dass man jene tieferen Einsichten haben durfte? Könnte man wirklich auf das verzichten, was z.B. ein Albert Schweitzer über Weltanschauung, Kultur und Ethik geschrieben hat? Ist der praktische Mensch nicht furchtbar derb und grob? Würde eine Welt aus lauter praktischen Menschen nicht in eine heillose Barbarei abgleiten? Und mogelt Kazantzakis nicht, wenn er seinem Alexis Sorbas Einsichten in den Mund legt, die ein praktischer Mensch so wohl kaum haben könnte? Und macht ein praktischer Mensch nicht vieles falsch und bringt sich – und andere! – dadurch in Teufels Küche? Selbst bei Kazantzakis sieht man das, auch wenn es überspielt und verharmlost wird. Will man das wirklich?

In Wahrheit kann kein intellektueller Mensch ehrlich sagen, dass das Glück in einem Zurück zur Einfachheit liegt. In Wahrheit ist es doch so, dass der Intellektuelle sich zwar eine dicke Scheibe vom Leben eines praktischen Menschen abschneiden sollte, dass er gerne auch mal den Praktischen spielt, gerne für eine Zeit mit dieser Maske und in dieser Rolle auftritt, aber im Hintergrund steuert doch sein gebildeter Verstand, und das ist gut so. Und weil Kazantzakis diesen Gedanken nicht erfasst hat, gibt es nur 4 von 5 Punkten.

Nebenbei: Wie immer bei Kazantzakis fließt eine Menge Lebensweisheit in die Erzählung mit ein, hier vor allem in Sachen Liebe, Tod, Frauen, Freundschaft, Idealismus, Zynismus, Mönchstum, Traditionalismus der Landbevölkerung auf Kreta, u.v.a.m.

Bewertung: 4 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 24. August 2012)

Ewald Arenz: Alte Sorten (2019)

Zwei beschädigte Seelen treffen aufeinander und finden aneinander Heilung

Die Jugendliche Sally tut sich schwer damit, sich in die „vernünftige“ Welt einzuordnen, ist wahnsinnig misstrauisch gegen alles und jeden, reagiert hysterisch, ritzt sich, wird deshalb von ihren aalglatten und verständnislosen Eltern von Klinik zu Klinik geschickt, und reißt eines Tages aus – da trifft sie auf Liss, die alleinstehend und schon über 40 einen Bauernhof mit allem drum und dran umtreibt. Liss nimmt Sally bei sich auf, sagt nicht viel, lässt sie gleichmütig gewähren und an den Arbeiten des Bauernhofes teilhaben. Sally erfährt zum ersten Mal die Freiheit, die sie benötigt, und beginnt Interesse an dem ihr völlig unbekannten Landleben zu zeigen. Aber Liss ist keineswegs die heile Seele, als die sie zunächst erscheint. Nach und nach zeigen sich ihre Beschädigungen, und nun ist es an Sally, Liss vor dem Abgrund zu retten.

Eine wunderschöne Geschichte von zwei Menschen, die aneinander ihr Glück finden und beste Freunde werden. Es sind genau die richtigen zwei aufeinander gestoßen. So ist es auch im richtigen Leben. Wir wollen und sollen alle freundlich und hilfsbereit zueinander sein, aber das alles muss dennoch an der Oberfläche bleiben. Nur in seltenen Fällen geschieht es, dass sich zwei Seelen treffen, die sich mehr zu sagen haben als das. Und manchmal trifft man eben keine. Dann bleibt man allein. So wie Liss, die immer an die Falschen geriet, und sich daraufhin in ihrem Leben durchaus sinnvoll eingerichtet hatte, soweit es ihr möglich war, mit ihrer Arbeit, mit ihren Büchern, und mit ihrem stoischen Gleichmut.

Der Roman wird ruhig erzählt und entfaltet mit einfachen Worten eine eindrucksvolle Geschichte. Neben dem eigentlichen Thema ist der Leser mindestens genauso fasziniert wie Sally von den Einzelheiten des Landlebens. Ein wahres Lesevergnügen, das zum Nachdenken über das Leben anregt.

Bewertung: 5 von 5 Sternen.

Verfasst Februar 2022.

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