Schlagwort: Stillstand

Dino Buzzati: Die Tatarenwüste (1940)

Großartige Parabel auf ein leer vertanes Leben auf dem Abstellgleis

Der junge Oberleutnant Drogo wird auf die einsam gelegene Festung Bastiani am Rande der Tatarenwüste abkommandiert. Eigentlich will er dort nicht lange bleiben, aber dann verlängert er seinen Aufenthalt immer wieder …..

Dino Buzzati hat mit der „Tatarenwüste“ die Lebensgeschichte eines Menschen geschrieben, der vom Schicksal auf ein Abstellgleis geschoben wird und es sich dort allzu leicht gemütlich macht – und auf diese Weise am wahren Leben vorbei lebt.

Immer wieder macht er sich neue falsche Hoffnungen und erfindet Ausreden und irrige Vertröstungen, um ein Leben im Stillstand zu rechtfertigen. Es fehlt ihm vielleicht auch der Mut, und er ist zu bequem. Aber auch seine Mitmenschen helfen tatkräftig dabei mit, ihn aufs Abstellgleis zu schieben. Und er lässt es gutmütig mit sich machen. Wirkliche Freunde scheint er nicht zu haben, die ihn ins wirkliche Leben zurückholen könnten.

Es ist ein sehr trauriges Buch, in dem jeder Leser die ein oder andere Facette seines Lebens wiederfinden wird. Wir alle haben schon auf die ein oder andere Weise mehr oder weniger lange in eine „Tatarenwüste“ geblickt. Was für die meisten von uns nur eine Facette des Lebens war, wurde hier zum Inhalt eines ganzen Lebens. Ein Leben kann auch grässlich schiefgehen, und Dino Buzzati führt es uns exemplarisch vor Augen. Eine gute Warnung.

Dino Buzzati hatte dieses Buch schon 1940 herausgebracht, es feierte aber nach 1945 Erfolge. Nach den langen Jahren des Krieges und der Diktatur, in denen man vieles aufschob, konnte das Leben endlich wieder losgehen. Insofern könnte man das Buch als Aufbruchsignal werten.

Bewertung: 5 von 5 Sternen.

(Erstveröffentlichung auf Amazon am 18. Oktober 2019)

Cora Stephan: Angela Merkel – ein Irrtum (2011)

Realismus ohne Zynismus: Angela Merkel ist eine Enttäuschung

Cora Stephan fasst den Irrtum gut in Worte, dem viele Wähler unterlagen: Man hatte erwartet, dass Angela Merkel endlich tabulos und vernünftig zu regieren beginnt, sobald sie die Fesseln der großen Koalition abgeschüttelt hat – doch es kam nichts.

Aus Merkel wurde Tina = „There Is No Alternative“. Keine höheren Ziele mehr, nur noch Durchwursteln. Keine Offenheit mehr, kein frischer Blick von Osten auf den verstaubten Westen, sondern Fortsetzung der Tabus. Keine „Eiserne Kanzlerin“, keine neue „Thatcher“, die das Land nach Jahren des Stillstandes wieder auf Zack bringt, sondern „Mutti“, die ganz Europa mit sozialer Wärme zudeckt und als Klimakanzlerin sogar die ganze Welt retten will – auf Pump und unter Entmündigung der Bürger versteht sich.

Eigentlich bringt Cora Stephan nichts neues, sie fasst die bekannte Misere aber gut in Worte, und das nicht aus „christlicher“ oder „neoliberaler“ Sicht, sondern aus der Perspektive einer maßvollen und vernünftigen Beobachterin, die von Merkel einfach nur das Abschütteln der ein oder anderen Lebenslüge der BRD erwartet hatte (Klima, Sozialstaat, Migration, Europa, deutsche Vergangenheit usw.).

Ganz nebenbei wird daran auch sichtbar, dass sich das politische Klima in Deutschland erheblich verändert hat: Der Bürger beginnt aufzuwachen, während manche Medien in ewiggestriger Abwehrhaltung überall Spießer und Nazis vermuten. Man kann Grüne, SPD, Linke, CDU, CSU und FDP einfach nicht mehr wählen. Die Bürger beginnen, die Freiheit zu entdecken.

Aber das tollste ist: Dieses Buch kam kurz vor Fukushima heraus! Das Verhalten von Angela Merkel während der Fukushima-Krise bestätigt die Thesen der Autorin 100prozentig.

Bewertung: 5 von 5 Sternen.

(Geschrieben Juli 2011)