
Mini-Tellkamp für Dresden-Liebhaber
In diesem kleinen Bändchen entführt uns Tellkamp in die Welt und die Geschichte des früheren und gegenwärtigen Bildungsbürgertums in Dresden. Aber auch zu einer schweren Geburt auf dem Land.
Fabian erinnert sich, wie sein Vater von Carl Gustav Carus begeistert war, einem Dresdner Universalgelehrten der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Vater zeigt dem Sohn verschiedene Orte in Dresden, an denen Carus oder seine Bekannten, darunter auch Ludwig Tieck, lebten und arbeiteten. Aber auch in der Gegenwart gibt es einen Kreis von teils eigenwilligen Carus-Liebhabern, zu denen der Vater gehört, und von denen manche Anekdote zu erzählen ist. Das Bildungsbürgertum der Vergangenheit pflanzt sich buchstäblich in den Ablegern einer Sisalagave, die einst Carus gehört haben soll, in die Gegenwart fort, die nun bei den Carus-Liebhabern der Gegenwart zu finden sind.
Carl Gustav Carus soll ein Romantiker gewesen sein, und damit meint Tellkamp einen Forscher, der noch den Blick für das Ganze und nicht nur seine Teile hatte. Auch Goethe habe in diesem Sinne zur Romantik gehört. Der Begriff „Romantik“ ist hier etwas problematisch, die Sache aber ganz gut getroffen. Auch die Natur der Skizze wird thematisiert. Deshalb sind dem Büchlein zahlreiche Skizzen Dresdens beigefügt. Diese sind nur mäßig schön, werden aber den Liebhaber begeistern.
Das Büchlein soll eine kleine Fortsetzung eines vorangegangenen Werkes sein. Für sich allein stehend ist es eine nette Kuriosität, das das Spektrum des Tellkamp-Universums in nuce aufspannt.
Bewertung: 4 von 5 Sternen.
(Erstveröffentlichung auf Amazon am 11. März 2019)