Gelungener Schelmenroman zum 20. und 21. Jahrhundert
Der Roman „Der Hundertjährige der aus dem Fenster stieg und verschwand“ von Jonas Jonasson ist ein moderner Schelmenroman, eine gelungene Mischung aus „Forrest Gump“, dem „Taugenichts“ und „Ladykillers“. Unbekümmert schreitet der hundertjährige Alan Karlsson aus dem Altersheim in die Welt hinein und verwickelt sich in eine höchst amüsante Gaunerkomödie.
In Rückblenden erfährt man, dass Alan Karlsson ebenso unbekümmert duch das verrückte 20. Jahrhundert schritt und dabei an welthistorischen Weichenstellungen beteiligt war. Das Buch ist durch und durch ironisch und gnadenlos unpolitisch. Bierernste Moral oder Politische Korrektheit darf man nicht erwarten, doch das verleiht dem Buch einen gut Teil seines Reizes. Es wird sogar das Thema angeschnitten, dass die 1968er-Bewegung über Agenten aus dem Osten befeuert und gesteuert wurde. Allzu linke Leser dürften keinen Gefallen an diesem Buch finden.
An manchen Stellen hätte man erwartet, dass der Autor sich kürzer fasst, der Schluss zieht sich doch sehr. Vielleicht sollte man den Schluss aber auch als Parodie der geistigen Zustände am Anfang des 21. Jahrhunderts verstehen?
Zum Hörbuch: Der Vorleser Peter Weis ist großartig, viel besser als der Leser der gekürzten Fassung Otto Sander. Weis bringt die Ironie mit seiner gezielt nachlässig-nuscheligen Stimme immer wieder perfekt auf den Punkt.
Bewertung: 5 von 5 Sternen.
(Erstveröffentlichung auf Amazon am 7. Juni 2013)