Sehr ordentliche Einführung in das klassische Griechenland

Mit „500 Jahre Hellas“ hat Mario Rausch eine niveauvolle aber kurzweilige Einführung in die Welt des klassischen Griechenlands geschrieben. Es werden die üblichen Themen abgehandelt wie z.B. die Perserkriege, das Orakel von Delphi, die Olympischen Spiele, die Demokratie, die Religion, die Philosophie, Athen und Sparta, der Peloponnesische Krieg, oder der Prozess des Sokrates. Die Kapitel sind angenehm kurz aber doch sehr informativ.

Zu jedem Thema werden wissenschaftliche Quellen aus Archäologie und Klassischer Philologie genannt, und alle Aussagen werden unter dem Gesichtspunkt des Standes der Wissenschaft differenziert vorgetragen. Deshalb könnte dieses Buch auch als Einführung für angehende Studenten der Altertumswissenschaften dienen. Teilweise werden auch seltene oder originelle Gedanken eingeflochten, so z.B. das Schweigen des Sokrates in seinem Prozess über sein Verhältnis zur Tyrannenherrschaft, oder der Umstand, dass auch Sparta viele Künstler hervorbrachte.

Die Darstellung ist dabei wohltuend frei von allzu offensichtlichen politischen Präferenzen des Autors, die heute so manche historische Darstellung unglaubwürdig machen, weil eine sekundäre Absicht erkennbar ist. Auf diese Weise kann sich der Zauber der griechischen Welt und des griechischen Geistes aus der Sache selbst heraus entfalten und seine Wirkung auf den Leser ausüben. Werke mit einem ähnlichen Ansatz sind „The Greek Way“ von Edith Hamilton oder „Die alten Griechen“ von Konrad Adam, wobei „The Greek Way“ in seiner Qualität – bei aller Kritik – unerreicht ist.

Es fehlt ein Kapitel, das die Wirkungsgeschichte bis in unsere Tage aufzeigt. Ein Fehler fiel auf, der in einem Werk mit beinahe wissenschaftlichem Anspruch nicht hätte auftreten dürfen: Es wird berichtet, wie die alten Texte ihren Weg über die Araber nach Europa zurückfanden. Doch das ist nicht einmal eine halbe Wahrheit. Die meisten antiken Texte kamen über Byzanz nach Europa, ohne Vermittlung der Araber. Das hätte gesagt werden müssen.

Bewertung: 4 von 5 Sternen.